Dabei darf man allerdings auch nicht die positiven Seiten des Stress vergessen. Das körperliche Phänomen, welches wir heute so bezeichnen, mag antiquiert erscheinen und in vielen Bereichen auch den Anforderungen unserer modernen Welt nicht mehr gewachsen sein – es ist allerdings eine Tatsache, dass ein Leben völlig ohne Stress nicht nur langweilig, sondern auch reizarm und schlicht und einfach nicht intensiv wäre.
Nicht jeder Mensch hatte im Laufe seines Lebens einmal die Möglichkeit, während einer sorglosen Auszeit nach Strich und Faden nichts zu tun – die Personen allerdings, die dieses Privileg genießen konnten, kamen fast immer nach einer gewissen Weile zu dem Schluss, dass das „stressfreie Leben“ so reizvoll dann doch nicht ist.
Woran das allerdings liegt, ist neurologisch nicht leicht zu begründen, erschließt sich allerdings schnell, wenn man die subjektiven Gefühle eines Menschen berücksichtigt.
Wenn wir keinen Stress in unserem Leben haben, fehlen uns auch die Herausforderungen, weil diese beiden Phänomene in unserem Empfinden nun einmal relativ ent miteinander verbunden sind. Ohne Herausforderungen allerdings fehlen uns auch die positiven Erfahrungen, die man nur auf diese besondere Art machen kann – damit ist klar, dass Stress zumindest in dieser Beziehung auch eine positive Seite hat.
Wir sollten also in unserem Alltag schlicht und einfach versuchen, den unangenehmen Stress auf eine Weise zu integrieren, die uns erlaubt, aus der möglicherweise unangenehmen Erfahrung der körperlichen Anspannung von Stress und Ärger langfristig dennoch eine positive Erfahrung zu ziehen – wenn wir stressvolle und aufreibende Phasen bewältigen, werden wir am Ende sicherer und gestärkt daraus hervorgehen. Damit diese Erfahrung allerdings auf diese Weise gemacht werden kann, ist es wichtig, dass wir uns nur dem Stress aussetzen, der unvermeidbar ist – es gibt nämlich neben dem akuten und von außen bedingten Stress auch eine innere Anspannung, die nicht nur langfristiger und unangenehmer, sondern meist auch nur schwerer vermeidbar ist, weil man eben von außen nur schwer auf sie einwirken kann.