Ausgleich finden

stresses
stresses

Vielleicht befinden sie sich in einer Situation, in der sich Stress nicht vermeiden lässt, und in dem er eine normale körperliche Reaktion auf psychische Anspannung darstellt. In diesem Fall erzielen sie eventuell mit einer Umstrukturierung ihres Alltags oder ihrer Denkschemen nur geringe Erfolge, weil der Stress eben schlicht und einfach da ist.

Wir wissen nun bereits, dass Stress nur dann unangenehm und schädlich ist, wenn er ein gewisses Niveau übersteigt. Dieses Niveau wird determiniert von der persönlichen Belastungsfähigkeit, vor allem aber auch durch das Verhältnis von Anspannung und Ausgleich.

Wenn eine Bekämpfung des Stresses nicht möglich ist, so erscheint es nun nur logisch, das Problem von einer anderen Seite anzugehen – ihr Alltag wirkt sich belastend auf sie aus, und was sie in diesem Fall brauchen, ist eine Verbesserung ihres individuellen Ausgleichs.

Starker Stress erfordert einen angemessenen Ausgleich, und glücklicherweise ist es normalerweise einigermaßen leicht möglich, auf die eine oder andere Art auf diesem Weg wenigstens dem negativen Stress entgegenzuwirken.

Doch auch dann, wenn sie sich gerade nicht besonders stark durch Stress belastet fühlen, kann die Integration von sinnvollen Ausgleichsmaßnahmen in ihren Alltag ein wichtiger Schritt sein – auf diese Weise können sie einen Schutzwall errichten, der ihre Stresstoleranz steigert und der ihnen so erlaubt, negativen Stress in positiven umzuwandeln.

Die wohl wichtigste Methode bei dieser Art der Behandlung von Stress ist die aktive Entspannung, eine Methode, die gerade im Bereich Wellness eine große Bedeutung hat. Bei aktiver Entspannung wartet man nicht einfach darauf, dass Entspannung eintritt (was ja durch die Gegenwart von Stress meist sehr wirkungsvoll verhindert wird), sondern man arbeitet gezielt auf die Erzeugung eines entspannten Zustandes hin.

Alle Möglichkeiten der aktiven Entspannung gehen von dem einfachen Grundsatz aus, dass das Erleben von Stress nicht möglich ist, wenn man entspannt ist – Situationen, in denen vielleicht Stress entstehen würde, werden auf erstaunliche Weise umbewertet, wenn man genug Entspannungspotential hat, welches dem entstehen von Stress entgegenwirkt.

Somit ist aktive Entspannung in all ihren verschiedenen Ausprägungen im Prinzip pure Wellness – sie steigert das Wohlbefinden, vermeidet Stress und steigert somit unsere Gesundheit im globalen Sinne.

Eine der wichtigsten Methoden der aktiven Entspannung sind bestimmte Körperübungen, die die Fähigkeit, sich von Beanspruchungen zu erholen steigern und die auf Dauer eine weitaus bewusstere Körper- und Selbstwahrnehmung hervorrufen.

Im Folgenden lernen sie eine Reihe von Methoden kennen, die ihnen bei einer aktiven Entspannung helfen sollen. Manche von ihnen finden sie auch in unserem Ratgeber zum Thema Wellnessmethoden, da sie auch im Bereich Wellnessurlaub verbreitet sind, andere dienen mehr oder ausschließlich der indirekten Stresstherapie.

Allen Übungen und Methoden dieser Art sind allerdings einige Eigenschaften gemein:

sie werden am besten in einem ruhigen und gut temperierten Raum ausgeführt

sie sollten zuerst über einen kurzen Zeitraum geübt und dann langsam gesteigert werden (für den Anfang empfiehlt sich ein Zeitraum von ungefähr fünf Minuten)

sie sollten regelmäßig und so oft wie möglich ausgeführt werden, um eine optimale Wirkung zu entfalten

sie können keine Entspannung erzwingen, sondern nur fördern; machen sie sich dies bei der Ausführung der entsprechenden Übungen bewusst

die Übungen sollten trotz der Betonung der Regelmäßigkeit nur so oft und so lange ausgeführt werden, wie man sie als angenehm empfindet

es empfiehlt sich, jede Übung mit dem Finden einer entspannten und angenehmen Körperhaltung zu beginnen

sie können variiert und untereinander gemischt werden

sie sollten mit einer speziellen Übung beendet werden, bei der man das Training zurücknimmt und so einen reibungslosen Übergang in den Alltag ermöglicht.

Eine verbreitete Methode dieser Art ist das weithin bekannte Autogene Training. Informationen zur Geschichte und zur Wirkungsweise dieser Art der aktiven Entspannung finden sie im Ratgeber zu den Wellnessmethoden. Das Wirkprinzip dieser Methode ist im Prinzip relativ einfach: sie erzeugt eine Entspannung durch eine intensive Vorstellung und Suggestion von Ruhe. Autogenes Training sollte man am besten in einem entsprechenden Kurs lernen; allerdings kann man die Methoden später problemlos in seinen Alltag integrieren und so immer wieder auf sie zurückgreifen.

Eine weitere Methode ist die Progressive Relaxation oder progressive Muskelentspannung. Bei dieser Methode wird ebenfalls auf eine Art Selbstsuggestion gebaut, allerdings hat diese einen starken körperlichen Aspekt. Durch spezielle Übungen, die eine An- und Entspannung des Körpers benutzen, wird eine Entspannung direkt herbeigeführt. Auch diese Methode finden sie bei den Wellnessmethoden; sie sollte ebenfalls am besten zuerst erlernt und dann später im Alltag angewandt werden.

Im Gegensatz zum Autogenen Training eignet sich die progressive Muskelentspannung allerdings auch recht gut für Autodidakten. Hier einige Beispiele für Übungen, die auf dieser Methode basieren und die ihnen bei der Entspannung helfen können:

Das Training beginnt, indem sie eine entspannte Position auf ihrem Stuhl einnehmen und ihre Wahrnehmung auf ihren rechten Unterarm konzentrieren. Fokussieren sie ihre Wahrnehmung dabei auf das Gefühl der Entspannung, wenn sie ihre Muskeln locker lassen.

Schließen sie nun ihre rechte Hand langsam und nicht zu kraftvoll zur Faust. Beobachten sie die Spannung in ihrem Unterarm und lassen sie dann langsam nach. Beobachten sie auch den Prozess der Entspannung genau.

Wiederholen sie diesen Prozess, wobei sie wieder stark auf die Entspannung nach dem Ballen und Öffnen der Faust achten sollten. Richtgen sie ihre Aufmerksamkeit auf die unterschiedlichen Empfindungen, die durch An- und Entspannung hervorgerufen werden.

Wiederholen sie diese Übung ein weiteres Mal und konzentrieren sie ihren Aufmerksamkeit auf jeden einzelnen Finger. Sie werden wahrscheinlich eine gesteigerte Entspannung wahrnehmen, wenn ihnen auf diese Art und Weise bewusst wird, wie viele Muskeln sich schon bei diesem simplen Prozess entspannen.

Steigern sie den Prozess, indem sie beide Unterarme anspannen. Verfahren sie genauso wie bei der Faust und achten sie genau auf die Veränderungen ihrer Empfindungen.

Als nächstes werden die Oberarme in diese Übung integriert; spannen sie dort ihre Muskeln an und lassen sie gezielt und konzentriert nach, wobei sie genau auf die Empfindung der Entspannung achten sollten. Was hat sich im Vergleich zur Faust verändert?

Vollziehen sie diese Übung nacheinander mit beiden Oberarmen und am Ende mit beiden gleichzeitig.

Am Ende nehmen sie die Übung zurück: dies geschieht durch eine bewusste Aufnahme der normalen Bewegungen der Arme. Spannen und bewegen sie ihre Arme räkeln sie sich und zeigen sie so ihrem Körper, dass der „normale Betrieb“ wieder aufgenommen wird.

Die bewusste Entspannung hat sich wahrscheinlich schon bei der ersten Ausführung dieser Übung nicht nur auf ihren Körper, sondern auch auf ihre Psyche ausgewirkt. Diese kleine Übung lässt sich problemlos in den Alltag integrieren und kann bei geschicktem Einsatz schon wahre Wunder vollbringen; wenn sie ihre Fähigkeiten in dieser Beziehung erweitern wollen, besuchen sie einen entsprechenden Kurs oder beschäftigen sie sich mit einem Buch zum Thema Progressive Relaxation.

Auch die verschiedenen Varianten des Yoga haben ein ähnliches Wirkungsprinzip und eignen sich hervorragend für eine bewusste und aktive Entspannung. Wenn sie vorhaben, Yoga zu lernen, können sie einen Kurs an einer Volkshochschule oder bei einem privaten Yogalehrer belegen; auch diese alte indische Methode wirkt sich sehr vielfältig auf Körper und Geist aus und eignet sich durch die Kombinaton von Atem- und Muskelübung hervorragend für die Behandlung von Stress und die Erzeugung von Entspannung.

Eine letzte Methode muss zu den vielleicht wichtigsten Konzepten der aktiven Entspannung gezählt werden. Es ist das gezielte Betreiben von Sport und die Integration von Bewegung in ihren Alltag. Nichts hat eine so entspannende und positive Wirkung auf Körper und Geist wie verantwortungsvoll und geschickt betriebener Sport: er steigert das Wohlbefinden, erzeugt ein perfektes Gleichgewicht von Anspannung und Ruhe und führt am Ende sogar zu einer Gesamtverbesserung ihrer Leistungsfähigkeit und ihres Wohlbefindens.

Nicht jeder Mensch ist ein großer Sportler, und manche haben gar einen großen Widerwillen gegen diese künstliche und gezielte Bewegung. Es ist ein Faktum, dass in unserer modernen Gesellschaft die Bewegung mehr als wichtig ist, und so sollte man wirklich seinen „inneren Schweinehund“ überwinden, um sich auf ein mäßiges und angenehmes Sportniveau zu steigern.

Versuchen sie, unvoreingenommen an das Betreiben von Sport heranzugehen, und sie werden sich wundern, wie bald sie das entspannte und befriedigte Gefühl nach einer halben Stunde gezielter Bewegung zu schätzen lernen.

Viele Menschen lernen heute leider schon in ihrer Kindheit und Jugend ein falsches Verhältnis zu Bewegung und Sport, was sich am Ende in einem falschen Verhältnis zum Körper selbst ausdrückt. Der Schulsport, der durch relativ strikte soziale Regeln und durch die nicht immer angenehme Gruppenerfahrung in einer Schulklasse geprägt ist, führt nach Meinung von Experte bei manchen Kindern und Jugendlichen zu einem hohen Sportbewusstsein, bei anderen aber zu einer direkten Abkehr von dieser Art der Bewegung. Die Leistungsorientierung ist gerade für Menschen, die kein hohes sportliches Niveau haben, sicherlich ein negativer Aspekt gerade des Schulsports.

Lernen sie im Erwachsenenalter, diese eventuell negative Erfahrungen, die auch bei ihnen der Grund für eine Abneigung gegen Sport sein können, zu vergessen und zu überwinden. Sport, den sie für ihre Gesundheit betreiben, sollte nicht leistungs- sondern effektbezogen sein: Joggen sie nicht für eine Bestzeit, sondern für das gute Gefühl danach, ganz gleich, wie schnell oder weit sie gelaufen sind. Auf diese Weise werden sie sich ganz natürlich verbessern und gleichzeitig das Gefühl der mangelnden Leistungsfähigkeit, was die Ursache für sportliche Frustration sein kann, umgehen.