Zuerst gebrauchte der Mensch der Frühzeit die Zeichensprache, um die Zahl auszudrücken, die er meinte. Er hat vielleicht auf die drei Speere in der Höhle seines Nachbarn gezeigt, gegen die er den erbeuteten Säbelzahntiger zu seinen Füßen tauschen wollte. Er hat vielleicht seine Finger gebraucht, um die Zahl anzuzeigen. Drei ausgestreckte Finger an einer Hand bedeutete „drei“, ganz gleich, ob er drei Speere, drei Säbelzahntiger, drei Höhlen oder drei Pfeilspitzen meinte. Im täglichen Gebrauch wissen wir, daß eine „Zahl“ ein Wort oder ein Sinnbild ist, das eine bestimmte Menge (Anzahl) anzeigt. Die Zahl allein sagt aber nicht, um was für Dinge es sich handelt. So kann zum Beispiel „drei“ oder 3 drei Flugzeuge, drei Federn oder drei Schulbücher bedeuten.
Anfangs konnten die Menschen nur bis zwei zählen. Noch heute gibt es Menschengruppen, zum Beispiel bei den Ureinwohnern Australiens, den Aborigines, die nur drei Zahlen kennen: „eins“, „zwei“ und „viele“. Wenn ein Uraustralier drei oder mehr Bumerangs hat, selbst wenn er 10 oder gar 50 hätte, gibt er für deren Zahl „viele“ an. Viele frühe Völker zählten aber schon bis 10, so viel, wie sie Finger an den Händen hatten. Andere zählten bis 20, nahmen also die Anzahl ihrer Finger und Zehen. Wenn wir mit den Fingern zählen, macht es nichts aus, ob wir mit dem Daumen oder mit dem kleinen Finger beginnen. Bei anderen Völkern gab es dafür aber feste Regeln. Die Zuni-Indianer zum Beispiel fingen immer mit dem kleinen Finger der linken Hand an zu zählen; die Otomaks in Südamerika begannen mit dem Daumen.
Als die Menschen sich weiterentwickelten, gebrauchten sie Stöcke, Kieselsteine oder Muschelschalen, um Zahlen darzustellen. Man legte drei Stöcke oder Steine nebeneinander, um zu zeigen, daß man drei meinte. Andere machten Kerben in einen Stock oder Knoten in ein Tau, um Zahlen darzustellen; so konnte man sie auch mitnehmen oder aufbewahren.