ZIMMERPFLANZEN EINST UND JETZT

Nach den großen Entdeckungsfahrten der Renaissance kamen eine Reihe neue Pflanzen hinzu, die sich nicht nur in den „Orangerien“ der Schlösser, sondern auch in den Bauern- und Bürgerstuben halten ließen. Neben Tuberosen, Aloe, Agaven und ersten Kakteen wurden noch manche in dieser Zeit eingeführte Freilandgewächse, wie z. B. Persischer Flieder und Pfeifenstrauch (volkstümlich „Jasmin“ genannt), … „ZIMMERPFLANZEN EINST UND JETZT“ weiterlesen

Nach den großen Entdeckungsfahrten der Renaissance kamen eine Reihe neue Pflanzen hinzu, die sich nicht nur in den „Orangerien“ der Schlösser, sondern auch in den Bauern- und Bürgerstuben halten ließen. Neben Tuberosen, Aloe, Agaven und ersten Kakteen wurden noch manche in dieser Zeit eingeführte Freilandgewächse, wie z. B. Persischer Flieder und Pfeifenstrauch (volkstümlich „Jasmin“ genannt), in Töpfen kultiviert, bis man von ihrer Frosthärte überzeugt war. Auch Levkojen und Goldlack wurden zunächst nur als Zimmerpflanzen gehalten.

Stark verbreitete sich die Pflege von Topfpflanzen im Zimmer, nachdem viele neue, prächtig blühende und zugleich recht anspruchslose Gewächse wie Pelargonie, Fuchsie oder Fleißiges Lieschen eingeführt waren. Bald verdrängte die Myrte den Rosmarin, und der alte „Nägeleinstock“ fand seinen Platz im Garten, während Oleanderbäume und Hortensienbüsche in halbierten Holzfässern den Hauseingang schmückten. Bis in unsere Zeit hinein währt die Bereicherung des Pflanzensortimentes für die Zimmerpflege, und zwar heute weniger durch Einführung bisher unbekannter Arten, sondern vielmehr durch züchterische Bearbeitung. So tauchte manche einstige „Modepflanze“, oftmals sehr zu Unrecht jahrzehntelang vergessen, wieder auf und fand freundliche Aufnahme, da es der Züchtung in der Zwischenzeit gelang, ansprechendere Formen zu schaffen oder die Haltbarkeit im Zimmer zu verbessern. Als Beispiel sei Smithiäntha (früher Naegelia), eine Verwandte der Gloxinie, genannt. Die neuen halbhohen Hybriden dieses dankbar und farbenfroh blühenden Gesneriengewächses sind als Zimmerpflanzen beliebt. Bei ihnen wurde der Fehler der älteren Kulturformen, die beim Übergang vom Gewächshaus ins Zimmer leicht die glockenförmigen Blüten verloren, weitgehend beseitigt. Zu den bereits bekannten und lange Zeit vergessenen Topfgewächsen gehört auch die Reinwardtie (Reinwärdtia trigyna PlanchJ. Der aus den Bergen Nordindiens stamUende, bis 50 cm hohe und vom November bis in den März hinein blühende Halbstrauch mit lebhaft orangegelb getönten, duftenden Blüten wurde bereits um 1800 nach Europa eingeführt. Jetzt taucht der im Zimmer gut haltbare Herbst- und Winterblüher erneut – vorerst in Schweden – auf und scheint sich auch bei uns endgültig „einzubürgern“. In einigen Jahren wird (nach Grunert) der kleine, anspruchslose Zierstrauch sicherlich zu den begehrtesten Zimmerblumen des Winters gehören!