Eine Anzahl unserer im Zimmer gut haltbaren Zierpflanzen sind in den periodisch trockenen Gebieten der Tropen heimisch. Die Periode mit fehlender Boden- und Luftfeuchtigkeit führt zu einer Wachstumsruhe, die unter unseren klimatischen Verhältnissen meist in die Wintermonate mit geminderter Lichtintensität und geringen Temperaturen fällt. Das durch die Wurzeln aufgenommene und die Spaltöffnungen der Blätter zum größten Teil wieder abgegebene Wasser durchfließt die Pflanze als ständiger Wasserstrom. Dabei verleiht das Wasser nicht nur den Pflanzenteilen ihre normale Form und Frische, sondern es dient auch der Mineral-stoffaufnahme und dem Nährstofftransport an die Orte ihres Verbrauches. Die Pflanze vermag die zum Aufbau ihres Körpers benötigten Stoffe (bestimmte chemische Elemente) nur in Wasser gelöst aufzunehmen. Der hohe Wasserverbrauch erklärt sich aus der Tatsache, daß diese Mineralstoffaufnahme in einer nur sehr geringen Konzentration der Lösung (von 0,1 bis 0,2%) erfolgen kann. Ein hoher Wasserverbrauch ist jedoch nicht immer gleichbedeutend mit großer Mineralstoffaufnahme, denn die Pflanze muß bei schlechter Nährstoffversorgung sehr viel Bodenwasser mit niedriger Mineralstoffkonzentration aufnehmen, um ihren Nährstoffbedarf zu decken. Im allgemeinen steigt also der Wasserverbrauch bei Nährstoffmangel. Andererseits können reichlich vorhandene Mineralstoffe nicht genutzt werden, wenn es an dem zu ihrer Aufnahme und zum Transport benötigten Wasser mangelt. Diese Zusammenhänge zwischen Wasser- und Mineralstoffversorgung müssen berücksichtigt werden, wenn wir durch eine zweckmäßig abgestimmte „Ernährung“ für gutes Gedeihen der Zimmerpflanzen sorgen wollen.
Eine Rolle besonderer Art spielt der Wachstumsfaktor Wasser bei der erdelosen Kultur. Während bei der Erdkultur die Erde als „Nährboden“ der Pflanze dient, dem sie Wasser und Nährstoffe entnimmt, werden diese beiden Wachstumsfaktoren bei der erdelosen Kultur in Form einer Nährlösung dargeboten.
Da die erdelose Kultur bei der Pflege von Zimmerpflanzen zunehmende Verbreitung findet, ist dieses Verfahren in einem besonderen Abschnitt näher erläutert.