Auch wenn die ersten wichtigen Konzepte, die praktisch die Vorläufer unserer modernen Wellness-Idee darstellen, schon sehr alt sind kann die Bezeichnung „Wellness“ nur auf eine sehr kurze Geschichte zurückblicken; auch die Ideen, die heute unser Verständnis dieses Begriffes ausmachen, sind oft nicht besonders alt.
Der amerikanische Sozialmediziner Halbert Dunn beschäftigte sich in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit der Frage, wie man für die Gesundheit und das Wohlergehen eines Menschen Sorge tragen könnte. Er kam zu der Auffassung, dass Gesundheit nicht nur rein körperlich bedingt ist, sondern dass der mentale Zustand eines Menschen erheblichen Einfluss auf sein körperliches Befinden nehmen kann. Dunn entwickelte ein Konzept, das er „High Level Wellness“ nannte und das den Grundstein unseres modernen Wellness-Verständnisses darstellt.
Dunn stellte verschiedene Thesen auf, in denen er wichtige Zusammenhänge zwischen Körper und Geist veranschaulichte und wurde unterstützt von John Travis, Donald Ardell und Gerhart Hettler. Diese vier Wissenschaftler gelten als die Väter der modernen Wellness-Bewegung.
Für rund zwanzig Jahre war die Bedeutung dieser Ideen allerdings in der Praxis relativ gering – es herrschte ein streng medizinisches Verständnis vor, indem man davon ausging, dass eine Krankheit eine Störung im Organismus darstellt, die man beheben kann so wie ein Mechaniker einen Schaden am Motor eines Fahrzeugs behebt.
In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts allerdings stiegen die Kosten für die Behandlung von Krankheiten und die Erhaltung der Gesundheit in Amerika allerdings so weit an, dass die Idee der High Level Wellness das Gesundheitssystem erobern konnte. Die Kosten der Krankenversicherungen sollten gesenkt werden, da Wissenschaftler mittlerweile anerkannten, dass die Gesundheit nicht nur durch die Abwesenheit von Krankheiten definiert wird, sonder auch charakterisiert werden kann durch seelisches, geistiges und soziales Wohlergehen.
Im Zuge dieser Studien kam man zu erschreckenden Ergebnissen: die Wissenschaftler kamen zu der Auffassung, dass beinahe die Hälfte der Todesfälle vor dem 65. Lebensalter auf den individuellen Lebensstil zurückzuführen waren. In diesem Zusammenhang kam Dunns Konzept den Entscheidungsträgern gerade recht: der schlechte individuelle Lebensstil sollte mit Hilfe des Wellnesskonzepts verbessert werden, um so die Gesundheitskosten zu senken und eine längerfristige und dauerhafte Gesundheit aller Beteiligten zu gewährleisten.
Man kam zurück zur alten Auffassung und drehte diese sogar um: nicht nur ein gesunder Körper war nun eine Voraussetzung für einen gesunden Geist – auch das geistige Wohlbefinden stellte man in Verbindung mit der Häufigkeit von Krankheiten.
In Amerika stellte das Wellnesskonzept eine sinnvolle und stark verbreitete Ergänzung zur klassischen Medizin dar; man achtete darauf, dass kranke und gefährdete Menschen nicht nur gute Behandlung, sondern auch Präventionsmaßnahmen nutzen konnten, die nicht immer unbedingt direkt mit der Krankheit in Verbindung standen.