Vom Leitfaden zum Fallstrick

Wer Radio hören, Staub saugen oder nur telefonieren will, muß meistens erstmal lesen. Und wird selten schlauer. Bedienungsanleitungen sorgen vielfach eher für Verwirrung. Wir haben sie unter die Lupe genommen.

Das Ladegerät ist anders als die meisten anderen Ladegeräte, die im Markt erhältlich sind. Sein Gebrauch ist absolut sicher, wenn Sie genau gemäß Bedienungsanleitung damit umgehen. Bei Mißbrauch oder nicht sachgemäßer Anwendung besteht die Gefahr, einen elektrischen Schlag zu erhalten.“

Eine starke Drohung: Wer riskiert schon gern sein Leben beim Batterieladen oder beim Haarefönen. So beherrschen sie unser Leben, die Bedienungsanleitungen. Und treiben uns mit ihrem Fachchinesisch nicht selten an den Rand des Nervenzusammenbruchs.

Einzig mein Freund Sven hat das Problem im Griff: „Laß das Denken. Logisches Denken erst recht. Tu dumpf und dö-delig genau das, was dir die Anleitung vorschreibt.“

Na gut, probieren wir’s mal mit dem Mobiltelefon: „Stellen Sie die Gerte des Singweisen-griffers zur EIN-Stellung. Eine nette Singweise wird Vorbeugen den anderen Teil auf‘ denn Telephon1 von hörender ihrer geheimer Unterredung.“

Alles klar? Dann sind wir jetzt reif für die „Fünf-Arm-Bedienung“ unserer neuen Schlafzeit-Uhr: „Den Echtzeitknopf drücken und gleichzeitig den Schnellzeitknopf drücken. Den Langsamzeitknopf drücken. Zwei Knöpfe loslassen, einen fest-halten.“

Wer bis hier folgen konnte, wird auch mit der Tischuhr keine Nöte haben: „Druchen Sie dann S1 bieige orwunichie Zehi archaini. Wenn alles richtig eingesielli isluruchen Sie S2 bis Slunuen und Mirunan mii blindenden Coppalpunki ar-schetuen.“

Rund 80 Prozent der Verbraucher fühlen sich von Gebrauchsanwei-sungen genervt oder gar gelinkt, Das ergab eine   Umfrage. Rund  70 Prozent nutzen gerade bei technischen Geräten nur einen Teil der Möglichkeiten in angemessener Weise, weil sie die Anleitungen nicht verstehen und auf halber Strecke aufgeben.

Die Gesellschaft für Technische Kommunikation (tekom) in Stuttgart prüfte Gebrauchsanweisungen für Komforttelefone und stellte fest, daß nicht einmal die besten Exemplare 70 Pro-, zent der Mindestanforderungen in bezug auf Verständlichkeit, Handhabung und Nutzbarkeit erfüllten. Und auch die Stiftung Warentest klagt über Mängel in mehr als der Hälfte der Fälle.

Andererseits tun sich Nutzungsmöglichkeiten auf, von denen man beim Kauf nicht . einmal zu träumen wagte. Schon für knapp 70 Mark läßt sich eine Währungskrise auslösen: „Entrollen die Puff Unterlagen und liegen auf ihr, dann wird sie von der Wärme sich Infla-, tion bekommen“ (Luftmatratze).

Etwas kostspieliger kommt der Sturz der amtierenden Regierung: „Setzen Sie das Stereokopfphone zu in Wagenwinde ein, die Macht ist an, sonst ist die Macht ab“ (Hi-Fi-Anlage).

Die Beschreibungen der Produkte in Prospekten oder auf der Verpackung können in puncto Logik mithalten: „Das besondere Design vermeidet, daß Nähte einreißen, wodurch sich die Lebensdauer erhöht und ein wirtschaftlicher Verbrauch erzielt wird. Der Schutzanzug ist so entworfen, daß sich die Kapuze mit dem Kopf dreht.“ Von intimer Kenntnis des Alltagslebens und realistischer Einschätzung junger Menschen zeugt die Aufforderung: „Eltern sollten ihre Kinder bei der Benutzung von Vi-deo- und Computerspielen beaufsichtigen.“ Der Hinweis für Rasenmäher, „nicht für Jugendliche unter 16 Jahren geeignet“, hätte zur Folge, daß

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