Balsam für die Seele

Die Erfüllung körperlicher Bedürfnisse ist ein Interesse der Menschheit, seit diese in ihrer heutigen Form existiert, und auch alle anderen Arten von frühen Menschen waren darauf bedacht, genug Nahrung, Wasser und Wärme zu haben, damit sie überleben und sich fortpflanzen konnten. Bestimmte Arten des Menschen allerdings entwickelten Vorstellungen, die über diese körperlichen Bedürfnisse hinausgingen, und … „Balsam für die Seele“ weiterlesen

Die Erfüllung körperlicher Bedürfnisse ist ein Interesse der Menschheit, seit diese in ihrer heutigen Form existiert, und auch alle anderen Arten von frühen Menschen waren darauf bedacht, genug Nahrung, Wasser und Wärme zu haben, damit sie überleben und sich fortpflanzen konnten. Bestimmte Arten des Menschen allerdings entwickelten Vorstellungen, die über diese körperlichen Bedürfnisse hinausgingen, und beschäftigten sich mit der Frage, was mit einem Menschen geschieht, wenn er stirbt. Sie entwickelten Bestattungsriten und Jenseitsvorstellungen, die die ersten Anzeichen dafür sind, dass man vermutet, dass der Tote in seinem Leben mehr war als nur eine Kombination verschiedener körperliche Funktionen.

Erst von „kulturschaffenden“ Menschen weiss man allerdings, welche Gedanken sie sich darüber gemacht haben. Im antiken Griechenland entwickelte man zum Beispiel die Vorstellung, dass die Seele in einer von einem bestimmten Gott beherrschten Anderswelt weiterleben würde, und gleichzeitig widmete man der Seele auch während des Lebens eine erhöhte Aufmerksamkeit.

Diese Entwicklung wurde in den meisten Kulturen vollzogen: wo immer man eine Vorstellung von einem Leben nach dem Tod hatte, da gewann die Seele auch während des Lebens natürlich an Bedeutung.

Manche Menschen entwickelten einen Katalog von Tugenden, deren Erfüllung sich positiv auf das Leben nach dem Tod auswirken sollte; andere veränderten diese Tugenden und stellten sie in gesellschaftlichem Sinne auf, ohne sich direkt Gedanken darüber zu machen, wie ein Gott oder die Götter dies beurteilen würde. Am engsten verbunden sind Tugenden allerdings in den meisten Kulturen mit den Gottesvorstellungen, die dort vorherrschen.

Tugenden sind im Grunde genommen die wahrscheinlich erste Art, sich mit dem Wohlbefinden der Seele zu beschäftigen, auch wenn sie natürlich nur wenig mit dem zu tun haben, was wir uns heute darunter vorstellen, wenn wir sagen: „Ich muss auch einmal etwas für meine Seele tun.“

Die Vorstellung, dass dieser unsichtbare Teil eines Menschen nicht nur ein wichtiger Faktor seines Lebens ist, sondern dass dieser auch einer bestimmten Pflege bedarf, ist also sehr alt. Beruhte die Pflege in der Vergangenheit meist darauf, dass man auf ein tugendhaftes Leben achtete, um nach dem Tod von den Göttern oder dem Gott wohlwollend beurteilt zu werden, so entwickelte sich nach und nach ein Verständnis des Seelischen, welches zu unserer modernen Auffassung geführt hat.

Seit vielleicht zwei Jahrhunderten kennt man die Idee, dass man auch etwas für seine Seele tut, wenn man sie „baumeln“ lässt, dass also nicht nur Tugendhaftigkeit und Vorsorge für die Anderswelt für die Seele Sorge trägt, sondern auch ganz weltliche Dinge dazu beitragen können.

Doch auch diese Idee ist im Grunde genommen älter: schon in der Antike war man der Überzeugung, dass ein gesunder Geist in einem gesunden Körper wohnt, dass also die körperliche Befindlichkeit sich auch auf die mentalen Zustände eines Menschen (und damit wenigstens teilweise auch auf seine Seele) auswirkt.

Die gezielte Pflege des Körpers mit dem Ziel, den eigenen geistigen und seelischen Zustand zu erhalten, kennt also ebenfalls eine recht lange Tradition.