Wärmedämmung – Warm eingepackt wohnt sichs behaglicher

Vier von fünf Häusern in Deutschland brauchen zu viel Heizenergie. Die gelben Flächen auf der Thermografie zeigen, wo die Wärme entweicht. Das Rezept: Die Dämmung der Gebäudehülle verbessern! Wir sagen, wies geht.

Der Hamburger Energieberater Hermann-Michael Hell bringt es auf den Punkt: „Bei meinen Analysen von Altbauten stelle ich immer wieder fest, dass mit Hilfe von Heizungssanierungen oder Investitionen in die Wärmedämmung fast immer 50 Prozent Energie eingespart werden könnten.“

Das Sparpotenzial der privaten Haushalte, die immerhin 30 Prozent des deutschen Energieverbrauchs für sich beanspruchen, ist also gewaltig. Allerdings zeigen die Erfahrungen der vergangenen Jahre auch, dass überstürzte Aktionen tatendurstiger Selberma-cher (oder auch schlecht ausgeführte Maßnahmen von Handwerkern) mehr schaden als nützen. Das Problem: Schimmel in nachträglich wärmegedämmten Altbauten. Die Ursache: Eine Veränderung der Bauphysik auf Grund der Wärmedämmung – dies kommt besonders häufig vor, wenn lediglich neue Wärmeschutzfenster eingebaut wurden – sowie mangelnde Lüftung. Sorgten vor der Sanierung die undichten Fenster für einen ausreichenden Luftwechsel, kondensiert danach die Luftfeuchtigkeit auf den kalten, ungedämmten Außenwänden. Das sind optimale Bedingungen für Schimmelpilze. Dämmen wir uns also krank? Der Energieberater widerspricht:    „Gesundheitsprobleme entstehen nicht durch die Wärmedämmung an sich, sondern weil sie falsch geplant oder ausgeführt wurde. Wichtig ist allerdings das richtige Lüften.“ Übereinstimmende Meinung von Hygienikern, aus Polystyrol, wird auf der Unterseite der Kellerdecke angebracht und kostet zwischen 20 und 30 Euro pro qm. Das ist einfach, denn die Dämmung wird bloß an die Decke geklebt.

AUSSENWÄNDE

Die Außenhaut eines Hauses ist Temperaturschwankungen und Witterungseinflüssen ausgesetzt. Steht hier eine Sanierung an, lohnt es sich, über eine Dämmung nachzudenken. Denn über seine Außenhülle verliert ein Haus einen großen Teil der Wärme. Das sind die vier gängigsten Verfahren:

Das Wärmedämmverbund-system (sogenannte PerimeterDämmung) besteht aus Dämmstoffplatten, die direkt auf den vorhandenen Außenputz geklebt und gedübelt werden. Es eignet sich für alle Putzfassaden. Der Quadratmeterpreis dieser „Thermohaut“, die aus 14 cm dicken Platten aus Mineralwolle oder Hartschaumplatten (Polystyrol) besteht, liegt etwa zwischen 100 und 125 Euro.

Die hinterlüftete Vorhangfassade besteht aus einer Unterkonstruktion, die direkt auf der Wand angebracht wird, sowie aus dem eigentlichen Dämmstoff in den Zwischenräumen. Die Hinterlüftung sorgt dafür, dass Feuchtig-I keit abtrocknen kann. Vorhangfassaden sind mit Preisen von 150 bis 225 Euro pro qm teurer, ermöglichen aber auch interessante Fassadengestaltungen. Die Dämmung sollte in die Fensterlaibung hineingezogen werden, um Wärmebrücken zu vermeiden, die Dämmstoffdicke sollte mindestens 12 cm betragen.

Eine Verfüllung der Luftschicht bietet sich bei einem zweischaligen Mauerwerk an, wie es in Norddeutschland üblich ist. Dafür verwendet man zum Beispiel „Perlite“, ein mineralisches Schüttgut, das zwischen die beiden Mauerschalen geblasen wird und so den Zwischenraum füllt. Dieses Verfahren erzielt nicht ganz den Wärmeschutz einer Thermohaut, ist aber deutlich billiger (bei einer Luftschicht von 6 cm Dicke zwischen 20 und 30 Euro pro qm). Dieses Verfahren können allerdings nur Fachfirmen ausführen.

An historischen oder denkmalgeschützten Außenfassaden sowie bei Klinkerbauten kommt eine Außenwanddämmung nicht in Frage. In diesen Fällen bleibt nur die Innendämmung. Deren Energiespareffekt liegt immerhin noch bei rund 50 Prozent. Allerdings sollte hier ein Profi ran. Eine Innendämmung führt zur so genannten Taupunktverlagerung, die erhebliche Bauschäden nach sich ziehen kann. Wichtig ist eine lückenlose Dampfsperre, die während der kalten Monate verhindert, dass die Luftfeuchtigkeit in die kältere Wand eindringt und sich dann Schimmel bildet. Die Innendämmung von Außenwänden in einer Stärke von 8 cm kostet zwischen 70 und 80 Euro pro qm.

DACHBODEN

Wärme steigt bekanntlich nach oben. Deshalb sparen gut abgedichtete und wärmegedämmte Dächer eine Menge teurer Heizenergie. Wird der Dachboden nicht bewohnt, sondern lediglich als Speicher genutzt, ist eine Wärmedämmung besonders einfach und kostengünstig. Dämmstoffdicken bis 20 cm lassen sich problemlos auf die oberste Geschossebene verlegen und mit Spanplatten abdecken (30 Euro pro qm). Besonders einfach ist das mit Dämmmaterial, das, bereits mit Verlegeplatten kaschiert, Wärmedämmung und begehbare Fläche in einem Arbeitsgang entstehen lässt (zum Beispiel „Kombirock“ von Rockwool). Alternative für Altbauten: Hier ist unter den Dielen der Holzbalkendecke meist ein Hohlraum. Hat dieser mindestens 6 cm Tiefe, lohnt sich das Einblasen von Zelluloseflocken (zum Beispiel Isoflock).

DACHFLÄCHEN

Am wirkungsvollsten ist eine so genannte Aufsparrendämmung, bei der die Dämmschicht zwischen den Dachsparren und den Dachziegeln liegt. Das ist allerdings eine teure Variante, die sich nur lohnt, wenn das Dach ohnehin gedeckt werden muss. Üblicher ist deswegen die „Zwischensparrendämmung“, bei der Dämmkeile zwischen den Dachsparren montiert werden – eine Arbeit, die für Selber-macher kein Problem ist. Aber Vorsicht: Wird nicht sorgfältig gearbeitet, entstehen Wärmebrücken, an denen die Dämmschicht durchfeuchten kann. Ebenso wichtig ist die Dampfsperre, die ein Eindringen von Luftfeuchtigkeit verhindert. Preis pro qm gedämmter Dachfläche: etwa zwischen 75 und 100 Euro.

FENSTER

In Altbauten sind die Fenster das größte Wärmeleck. Und das gilt nicht nur für die Einscheibenverglasung. Obwohl bereits die üblichen Doppelverglasungen 50 Prozent weniger Wär me durchlassen, können moderne Wärmeschutzfenster die Energieverluste noch einmal um die Hälfte reduzieren. Wärmeschutzglas hat eine Edelgasfüllung im Scheibenzwischenraum und eine nahezu unsichtbare Metallbedampfung auf der inneren Scheibe, die die Wärmestrahlung reflektiert.

Ein häufiger Fehler bei Altbau-Sanierungen ist der Ausbau von sogenannten Kastenfenstern. Früher wurden an deren Holzlaibung InnenFensterflügel eingehängt die während der Heizperiode die äußeren Fenster ergänzten und ein „Luftpolster“ bildeten – eine wirkungsvolle Wärmedämmung.

Ob Kastenfenster tatsächlich gegen neue Fenster ausgetauscht werden sollten und welche Dämm-Maßnahmen Sinn machen, prüft am besten ein professioneller Energieberater vor Ort.

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