Dass Einbrecher Fensterscheiben einschlagen und sich auf diese Art Zugang zu anderer Leute Wohnung verschaffen, kommt fast nur noch im Krimi vor. Langfinger bevorzugen laut der „Kölner Studie“ Fenster und Fenstertüren (Terrassentüren), die sie aufhebeln. Das geht nahezu geräuschlos und kann mit einem großen Schraubenzieher in wenigen Sekunden erledigt sein -wir haben es an einem Testfenster ausprobiert.
Schutz bieten nur Fenster, die über stabile Schließmechanismen verfügen und sich nicht so leicht aushebeln lassen. Doch etwa 80 Prozent der deutschen Fenster moderner Bauart verfügen laut einer Erhebung der Beschlaghersteller nur über einen Schließmechanismus einfacher Art. Zusatzsicherungen sind hier unabdingbar. Es reicht nicht, abschließbare Fenstergriffe zu montieren. Sie verhindern zwar, das Fenster durch den gekippten Flügel zu öffnen, aber dem Schraubenzieher des Einbrechers setzen sie nichts entgegen.
GRIFF
Die bevorzugte Fensterseite beim Aufhebeln ist die Griffseite. Hier ist der mechanische Widerstand fast immer am geringsten, was dem durchschnittlichen Einbrecher entgegenkommt, will er doch nach den Erfahrungen von Kriminalpolizei und Versicherern binnen drei bis vier Minuten ein Erfolgserlebnis haben.
Schon ein stabiler Stahlriegel würde den Einbruch vereiteln. Tauschen Sie Ihren Fenstergriff gegen einen mit integriertem Sperrmechanismus aus (1). Sie betätigen das Fenster weiterhin in üblicher Weise und zugleich ist es geschlossen gegen Aufhebeln gesichert (hier Abus FO 400, rund 59 Euro). Beim Öffnen entriegelt sich die Sicherung automatisch. Ebenso simpel zu Bedienen, aber noch effektiver ist ein Stangenschloss (2, Abus FOS 550, etwa 115 Euro). Auch hier wird ein neuer Fenstergriff montiert, der neben der normalen Schließfunktion noch zwei Stangen bewegt die über und unter dem Fensterflügel in ein Schließblech greifen. Diese Zweipunktsicherung ist kaum noch zu überwinden.
SCHLIESS- MECHANISMUS
Im Idealfall hält der Schließmechanismus, also Riegel, Zapfen und die zugehhörigen Schließbleche, ein Fenster oder eine Fenstertür (Terrassentür) so verschlossen, dass Langfinger keine Chance haben. Doch die Realität sieht oft anders aus: Einfache Rollzap-fen greifen hinter winkelförmige Schließbleche aus Gußmetall (3). Bei flexiblen Rahmen ist damit keine Einbruchsicherheit gegeben. Besser sind Fenster, die Schließungen aus Edelstahl und Rollzapfen mit sogenannten Pilzköpfen haben. Hier greift eine tellerförmige Verbreiterung des Zapfens in eine Aussparung und kann nicht mehr herausgedrückt werden. Doch diese Sicherungen sind nur durch den Einbau neuer, einbruchhemmender Fenster möglich.
Bei Terrassenschiebetüren erreicht man mit einer Holzleiste, die innen zwischen Laibung und Schiebeflügel geklemmt wird, immerhin, dass die Tür nicht mehr aufzuschieben ist (4) – doch diese Sicherheit trügt: Ein kleines Loch in der Scheibe reicht, um die Leiste zu entfernen! Besser eignen sich Zusatzsicherungen (beispielsweise Burg-Wächter Block Safe B1, rund 53 Euro), bei denen ein verschließbarer Pilzkopfzapfen am Rahmen montiert wird (idealerweise mit Mauerwerksverankerung wie der Burg-Wächter MA 99 Duo, etwa 7 Euro/Stück), der in geschlossenem Zustand in eine Stahlaufnahme greift und ein Bewegen der Schiebetür unmöglich macht (5).
BÄNDER
Wer die Griffseiten seiner Fenster bereits gesichert hat, sollte auch die Bandseite gegen Aufhebeln schützen. Denn kommen Einbrecher auf der vermeintlich leichter zu öffnenden Seite nicht zum Ziel, versuchen sie es auf der Bandseite. Bei einfachen Drehkippbeschlä-gen führt dies dann meist zum Erfolg. Spezielle Bandseitensicherungen (hier Abus FAS 101, etwa 32 Euro und Burg-Wächter WX 4, rund 37 Euro) verhindern den Bruch (6 + 7). Genau in der Drehachse der Fensterbänder montiert, verriegeln Stahlkrallen in einer Aufnahme das geschlossene Fenster. Achten Sie bei Drehkippbe-schlägen auf Zusatzsicherungen, die sich auch Kippen lassen. Dazu wird die Sicherung meist manuell entriegelt. Doch Vorsicht bei automatisch verriegelnden Sicherungen: An Terrassentüren sollten sie nicht montiert werden, denn fällt die Tür unbeabsichtigt zu, während Sie draußen sind, sperren Sie sich aus! Das gilt auch für Sicherungen der Griffseite. Einfacher und ohne Beschädigung des Fensterflügels montierbar sind Stahlriegel (8, hier Abus SW 20, zirka 17 Euro). Sie funktionieren zwar nur bei geschlossenem Fenster, aber versehentliches Verriegeln ist unmöglich. Allerdings können Sie bei zerstörter Scheibe einfach entfernt werden.
VERGLASUNG
Ist das Fenster rundherum gesichert, bleibt dem potentiellen Eindringling immer noch der Weg durchs Glas. Wer hundertprozentig auf Nummer sicher gehen will, kann seine Fensterverglasung gegen so genannte durchwurfhemmende Verglasung, die einem Steinwurf standhält, oder gegen durchbruchhemmende Gläser, die auch Hammerschlägen Widerstand bieten, auswechseln. Eine zähe, unsichtbare Folie (rot dargestellt) in einer Verbundglasscheibe verhindert dabei das Durchdringen – die Scheibe zersplittert aber trotzdem (9). Der allerbeste Schutz Ihrer Fenster vor Gewalteinwirkung bieten Außengitter. Sie haben schon von Ferne einen hohen Abschreckungswert und lassen, selbst wenn das Fenster geöffnet wurde, keinen Eindringling herein (10). Vorausgesetzt die Abstände der Streben sind nicht zu groß gewählt. Vom Verband der Sach-versicherer (VdS) ist ein maximaler Abstand von 245 mm anerkannt.
Es gibt eine Reihe von Selbstbausystemen die ohne Schweißkenntnisse aus Fertigteilen verschraubt werden (hier BurgWächter WinProtec, maßgefertigt oder als Selbstbausatz rund 30/Euro pro Meter Profil mit Stahlkern, hinzu kommen die Kosten für Kreuzpunkte (etwa 17 Euro/Stück) und Endbefes-
tigungen rund 8 Euro/Stück). Die Profile sind hohl und bergen einen drehbaren, gehärteten Stahlkern der ein Durchtrennen mit der Metallsäge unmöglich macht. Die Endbefestigungen werden tief ins Mauerwerk geschraubt und der Kreuzschlitz-Schraubenantrieb dann mit einer hineingeschlagenen Stahlkugel dauerhaft „verplombt“ (11 + 12).
FENSTERFLÜGEL
Holz- und Metallfenster sind -anders als die weit verbreiteten Kunststoff-Fensterrahmen -auch bei großen Flügeln relativ unflexibel und schwerer aufzuhebeln. Überall dort, wo Gitter oder andere Fenster-Zusatzsicherungen nicht montiert werden können, kommen dann Teleskopstangen zum Einsatz (13, beispielsweise Abus Tele-Z, für Fenster von 68 bis 220 cm Breite, ab etwa 106 Euro). Hierfür werden Hülsen in die Fensterlaibung eingelassen in die die Teleskopstange hineinfasst. Mit einem Schloss gesichert, ist ein Entfernen ohne Schlüssel nur noch mit „schwerem Gerät“ möglich. Einen großen Vorteil haben Teleskopstangen gegenüber anderen, innen montierten Fenstersicherungen: Wie Fenstergitter schrecken sie Einbrecher schon von weitem, bieten aber bei Anwesenheit den freien Blick aus dem Fenster.