Zu den klassischen Anreißwerkzeugen des Tischlers gehört das Streichmaß. Wir zeigen die Arbeitsweise und die Tricks der Profis.
Mit dem Streichmaß werden Breiten- und Dickenmaße parallel zur Kante angerissen. Das Werkzeug ist vielseitig einsetzbar und für genaues Arbeiten bei der Holzbearbeitung unerläßlich. So sind z. B. beim Zinken die Materialdicken exakt auf die Gegenstücke zu übertragen. Bei Schlitz und Zapfen müssen die Risse an beiden Teilen den gleichen Abstand zur Bezugskante haben. Das gilt auch für den Anriß der Tiefe bei Überblattungen. Bei sich wiederholenden Anreißarbeiten, bei denen laufend mit gleichen Dicken oder Abständen gearbeitet wird, ist das Streichmaß nicht nur genauer als Gliedermaßstab und Bleistift, sondern auch zeitsparender: Die einmal eingestellten Maße bleiben erhalten.
Die Standardmodelle bei den Streichmaßen bestehen aus einem Anschlag und einem, zwei oder vier verschiebbaren Stäben, die mit Stahlstiften versehen sind. Mit diesen gehärteten Stiften wird auf der Holzoberfläche durch Anreißen markiert. Bei Sondermodellen kann der Stift auch durch eine Bleistiftmine ersetzt werden. Die beweglichen Stäbe lassen sich unabhängig voneinander durch Schrauben fixieren.
Werkzeug aus Hartholz
Preiswerte Streichmaße sind aus Buchenholz, Qualitätsstreichmaße sind aus harter, zäher Weißbuche gefertigt. Eine Auflage aus noch härterem Pockholz am Anschlag vermindert noch zusätzlich den Materialabrieb. Einmal eingestellt, bleiben die Maße fest und können über den ganzen Arbeitsablauf immer wieder eingesetzt werden. Normalerweise werden mit dem Streichmaß parallele Anrisse zu geraden Kanten gemacht. Mit einem aufgesetzten Kurvenanschlag, bei dem das Werkzeug immer an zwei Punkten am Werkstück anliegt, funktioniert das auch an Rundungen oder Kreisen mit größeren Radien. Weitere Sonderausführungen sind das Viererstreichmaß und das Gerät mit zwei Spitzen auf einem Stab. Beim Viererstreichmaß können gleichzeitig vier verschiedene Maße fest eingestellt und fixiert werden -beim Möbelbau häufig eine gute Hilfe. Die zwei Spitzen des Spezialstreichmaßes können unabhängig voneinander eingestellt werden und machen einem doppelten Anriß in einem Arbeitsgang möglich.
Die Kante, an der das Streichmaß entlanggeführt wird, muß glatt und ohne auftragende Nagel- oder Schraubenköpfe sein. Unebenheiten oder zum Beispiel getrocknete Leimreste würden vom Streichmaß auf die Anrißlinie übertragen.
Beim Anreißen mit dem Streichmaß muß das Gerät ständig an der Werkstückkante anliegen. Der Hauptdruck der Hand ist daher gegen die Kante des Werkstücks zu richten. Das Streichmaß wird dabei leicht schräg auf Zug geführt. Die Schräge zeigt in die Richtung, in die das Maß gezogen wird. Die Risse müssen zwar deutlich sichtbar sein, dürfen aber nicht zu tief in das Holz gehen. Es sei denn, der Anriß ist Sägekante oder er wird später durch andere Bauteile verdeckt. Bei manchen Markierungen kann der Stahlstift auch als Vorschneider dienen, dann wird der Riß deutlich angebracht.
Das gefühlvolle Arbeiten gilt vor allem beim Anreißen quer zur Holzfaser. Die Stahlspitze soll dabei möglichst wenig Fasern trennen und hochreißen. Je schräger das Streichmaß dabei geführt wird, desto besser läßt sich die Rißtiefe steuern. Längs zur Faser eingesetzt, neigen Anreißwerkzeuge besonders bei schräg laufender Maserung zum Verspringen. Es sollte daher möglichst mit der Faser angerissen werden.
Das Streichmaß kann auch zum Anzeichnen von Punkten dienen, z.B. beim Markieren von Schraubenpositionen oder Bohrlöchern. Sie werden durch Eindrücken der Stiftspitze markiert.