HANDWERK VOM FEINSTEN – Beschläge von Meisterhand

Seit der Renaissance sind Möbelbeschläge eine eigene Kunstform. Wenn Sammler antiker Möbel originalgetreue Repliken brauchen, wenden sie sich an den Gelbgießer Heinz Tesch in Berlin-Köpenick.

Aus einer Schublade kramt Heinz Tesch vergilbte Papierbögen mit Entwürfen von Girlanden, Kränzen und Adlern hervor. „Alle von Schinkel“, versichert er. Preußens bedeutendster Architekt (1781-1841) war sich nicht zu schade, Dekore für die Möbel seiner Zeit zu kreieren. Ungefähr 3000 Entwürfe von Beschlägen aus 200 Jahren hortet Heinz Tesch in seiner Werkstatt in Berlin-Köpenick.

Die gezeichneten Lorbeerzweige, Engel, Löwenköpfe, Schwäne, Schleifen, Götterfiguren, Masken und Amphoren sind sein Betriebskapital. In Metall gegossen glänzen sie an Rokoko-Kommoden, auf Empire-Schränken und werten schmucklose Biedermeier-Möbel auf. Auch schadhafte Kaminuhren oder Leuchter aus Metall restauriert Heinz Tesch mit seinen gegossenen Kleinodien meisterlich. Antiquitätenhändlern, Sammlern und Denkmalpflegern sind die Reproduktionen der Industrie nicht gut genug. Ihr Geheimtipp ist Heinz Tesch (67). Der Metallgießer und Goldschmiedemeister ist einer der wenigen Handwerker in Deutschland, die die Kunst des Gelbgusses beherrschen. Mit Präzision fertigt er Nachbildungen aus Gold, Bronze, Messing und Zinn an. Hinter einer schweren Eisentür des elektrischen Tiegelofens wird das Metall für den Guss geschmolzen. Blitz-schnell kippt der Meister das gelb glühende Metall in die äußere Form. Durch    dünne Kanäle fließen Zinn, Messing oder Bronze in die vorbereitete Sandform, die nur einmal verwendbar ist. Wie schon seine Vorfahren vor 100 Jahren baut er für jeden Guss eine Form aus Spezialsand, den es nur noch an wenigen Plätzen in Europa gibt. Liebevoll werden dann die kleinen Kunstwerke ziseliert, patiniert, poliert, versilbert oder vergoldet. Eine barocke Kommodengarnitur mit sechs Griffen und drei Schlüsselschilden aus vergoldeter Bronze ist dann zwar nicht billig, aber ihren Preis von rund 600 Euro wert.

Schlösser, Löwenköpfe & Co.
Nachbildungen von antiken Beschlägen kann man natürlich auch fertig kaufen. Die Bandbreite reicht von Türdrückern aus verschiedenen Stilepochen bis hin zu rustikalen Schlössern und Türbändern aus Messing, Eisen und altverzinnt. Eine kleine Auswahl an Möbelschilden und Griffen der Firma Frehe sehen Sie auf dem Bild ganz oben. Ein Kommodenbeschlag mit Schlüsselloch aus Messing kostet 9 Euro. Ein ähnliches Programm bietet die Firma Antic & Deco an. Sie stellt auch Türklopfer (Löwenkopf 55 Euro) und Briefschlitze (in Jugendstil für 83 Euro) aus Messing her. Tradition und Moderne verbindet die Kunstgießerei Strassacker mit ihren Produkten aus Bronze. Hier werden ganze Kollektionen aus einem Guss angefertigt.
Die Serie „Senso“ (rechts) umfasst Garnituren mit Drücker (um 300 Euro) oder Knauf, Briefkästen, Klingel und Außenleuchten. Die Patina ist nur äußerlich, die Schlösser sind mit moderner Sicherheitstechnik ausgestattet.

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