Heute in Hamburg, morgen in der Nähe von Berlin und übermorgen auf dem Land in Bayern: Im mobilen Einsatz reinigt, wartet und repariert der WerkzeugDoktor kostenlos elektrische Heimwerkergeräte. Wir haben uns für Sie bei einem Ortstermin umgesehen.
Zehn Uhr: Die Sonne brennt vom Himmel, Hitze flimmert über den Autos auf dem riesigen Parkplatz. Jens Michaelsen (58) fährt mit seinem Bus samt Anhänger vor und hält direkt neben dem Eingang des Baumarkts. „Der WerkzeugDoktor kommt“ kündigt ein Plakat an. Jetzt ist er da und stellt erst mal einen Campingtisch auf.
Seit zehn Jahren ist Jens Micha-elsen in deutschen Landen als WerkzeugDoktor unterwegs. „So haben mich zunächst eher scherzhaft einige Kunden genannt, weil ich auch mit einem Stethoskop arbeite“, erzählt der grauhaarige Mann mit der ovalen Brille. In Zusammenarbeit mit Handel und Baumärkten bietet der Hamburger seinen herstellerunabhängigen mobilen Werkzeug-Prüfservice an – von der Ersten Hilfe bis zur Kurbehandlung. Er testet, repariert oder entsorgt Geräte und berät in Anwendungsfragen oder bei Kaufentscheidungen. Mit viel Überzeugung hält er eine Idee am Leben, von der heute viele sprechen, sie aber eher selten leisten: Kundendienst.
Wenn Michaelsen beim Aufbauen die große Seitenklappe des Anhängers öffnet, ist ihm die Aufmerksamkeit der meisten Baumarktbesucher sicher. Zum Vorschein kommt eine kleine Ausstellung. Sie offenbart die große Leidenschaft des überzeugten Heimwerkers -das Sammeln von Werkzeugen. Diverse Bohrmaschinen und verwandte Geräte verschiedener Hersteller und unterschiedlichen Alters ziehen die Blicke von Männern zwischen acht und achtzig wie magisch an. Gegen Mittag kommt ein hagerer Herr mit einem betagten Patienten, einer Bosch-Bohrmaschine. „Die Maschine läuft rau“, stellt der WerkzeugDoktor fest, aber die beiden Männer sind sich einig, dass das eine „altersgemäße“ Erscheinung sei. Manfred Liedtke (64) erzählt: „Diese Bohrmaschine ist 34 Jahre alt und ein Geschenk meiner Mutter. Sie arbeitete damals bei der Feuerwehr und ihre Kollegen haben ihr das Ding besorgt.“ Der WerkzeugDoktor lächelt zufrieden, denn seine Sammelleidenschaft beschränkt sich nicht nur auf die Werkzeuge. „Ich erfahre immer gerne die Lebensgeschichte der Geräte, die ich in die Hand bekomme“, sagt er.
Trotz zunehmender Hitze ist Jens Michaelsens Energie auch zu fortgeschrittener Stunde ungebrochen. Noch immer öffnet er Gehäuse, bläst Staub und Schmutz mit Druckluft in alle Winde, setzt neue Kohlebürsten ein oder schüttelt den Kopf ob schwächelnder Bohrfutter und brüchiger Kabel. Unermüdlich erfragt er die Lebensläufe der Patienten. Angesichts einer Impex-Bohrmaschine für den professionellen Einsatz leuchten seine Augen. Bernd Müller (46) will mit diesem Gerät an dem Jubiläums-Wett-bewerb des Baumarkts teilnehmen: Wer die älteste Maschine präsentiert, gewinnt einen nagelneuen Bohrhammer.
Mit Rudi Raab (60) erscheint ein weiterer passionierter Sammler. Seine Metabo von 1965 „hat einen Bungalow gebaut“, berichtet er. Schnell sind die versammelten Männer in Fachgespräche vertieft. Sie verstummen erst, als Jens Micha-elsen das Herzstück seiner Sammlung hervorholt – die erste Elektro-Handbohrmaschi-ne von 1895. Im milden Licht des Spätnachmittags glänzt das kiloschwere Stück der Firma Fein und lässt alle Bewunderer die Hitze und das ParkplatzGrau um sie herum vergessen.