Ein anderes Problem, das die Tempel und Pyramidenbauer lösten, war die Berechnung der Fläche, die Frage also, wieviel ebener Boden innerhalb der gegebenen Grenzen vorhanden war. Wie oder wann man das Quadrat zuerst verwandte, um Flächen zu messen, ist unbekannt. Vielleicht kam die erste Anregung hierzu beim Auslegen der Tempelböden mit viereckigen Ziegeln. War ein Raum acht Ziegel lang und acht Ziegel breit, so sah man, daß man 64 Ziegel zum Bedecken des Bodens brauchte. Ein anderer Raum von acht Ziegeln Breite und zehn Ziegeln Länge erforderte 80 Ziegel. Man lernte daraus, daß die Fläche eines Quadrates oder eines Rechtecks gleich Breite mal Länge war: also Fläche = Breite · Länge.
Die Landvermessung erforderte ebenfalls mathematische Kenntnisse. Die Priester ließen das Ackerland vermessen, weil die Steuern nach der Größe der Bodenfläche berechnet wurden. Die jährliche Nilüberflutung schwemmte aber alle Grenzsteine weg; so mußte jedes Stück Land Jahr für Jahr neu vermessen werden. Die Landvermesser benutzten zu ihrer Arbeit ein Seil, das in gleichen Abständen 12 Knoten hatte. Mit diesem Seil wurden rechtwinklige Dreiecke gelegt. Die Ägypter fanden heraus, daß zwei rechtwinklige Dreiecke ein Quadrat oder ein Rechteck ergaben.
Mit Hilfe dieser Rege! konnten sie die Fläche jedes rechtwinkligen Dreiecks messen. Die Fläche war die Hälfte der Grundfläche multipliziert mit der Höhe, also Fläche = ½ Grundlinie · Höhe. Viele Jahre vergingen dann, bis sie entdeckten, daß man diese Formel auf jedes Dreieck anwenden kann, auch wenn es keinen rechten Winkel hat.