Kleine Welpen dürfen noch machen, was sie wollen. Die Geduld der Wölfe erreicht aber schon bald Grenzen. Die Welpen werden schnell größer und immer aufdringlicher. Dann kommt es vor, dass ein Altwolf einen allzu frechen Welpen anknurrt. Meist kümmert das den Kleinen nicht, er macht einfach weiter, versucht, den Großen im Gesicht zu lecken, an seinem Fell zu zerren oder ihn in den Schwanz zu beißen. Dann geht der Alte weg.
Eines Tages aber beginnen die Erwachsenen, sich stärker zu wehren. Nützt die Drohung mit Zähneblecken und Knurren nichts, beißt der große Wolf dem Kleinen über die Schnauze. Dann steckt das kleine Mäulchen zwischen den großen Zähnen. Der Welpe schreit aber eher vor Schreck als aus Schmerz. Es passiert nichts, denn die Altwölfe habe eine deutliche „Beißhemmung“ den Welpen gegenüber. Sie verhindert, dass fest zugebissen wird und es zu Verletzungen kommt.
Die Welpen wissen nun, wie weit sie gehen dürfen und wo der Spaß aufhört. Solche Grenzen zu erfahren, ist sehr wichtig. Denn jetzt erst können die Altwölfe, wenn es nötig ist, ihre Welpen bremsen. Das ist zum Beispiel wichtig, wenn die Welpen eines Abends unbedingt mit den Alten mitlaufen wollen. Da die Welpen auf der Jagd nur stören würden, beißen die Wölfe ihnen über die Schnauze. Auf „wölfisch“ heißt das: „Nein, lass das!“ Die Welpen dürfen ihnen nicht weiter folgen, sondern müssen bei den Aufpassern bleiben.
Von nun an erfahren die Welpen nach und nach alle Gebote und Verbote des Rudels. Sie müssen lernen, sich den Älteren zu fügen, wann und mit wem sie spielen können oder wie sie unterwegs Zusammenhalten müssen. Sie lernen die Rangordnung im Rudel kennen und respektieren und messen ihre Kräfte, ohne dass es zu ernsthaften Kämpfen und Verletzungen kommen darf. Vor allem aber erfahren sie am Beispiel der Alteren, wo Gefahren lauern, welche Wege durch das Revier führen und wie man jagt. Eine lange und nicht immer ungefährliche Lehrzeit steht ihnen bevor.