Sie ist Spielzeug des Windes, Visitenkarte des Hausherrn und hohe Schule des Metallhandwerks: die Wetterfahne. Lange Zeit eher auf Kirchtürmen zu sehen, kehrt sie auf die Hausdächer zurück. Wir besuchten einen Wetterfahnen-Hersteller.
Die alte Scheune ist voller Tiere: Hunde aller Rassen, Katzen, Fische, Schweine, jede Menge Pferde erkennt der Besucher und selbstverständlich auch ein paar prächtige Hähne. Allerdings bleibt das ganze Bestiarium stumm. Was man hier hört, ist kein Bellen, Wiehern oder Krähen, sondern das Geräusch einer kreischenden Säge, mit der all diese tierischen Typen scherenschnittartig aus Eisen-, Messing- oder Kupferplatten geschnitten und so erst zum Leben erweckt werden. Sie krönen als Schmuckmotiv die Wetterfahnen, die Reinhard Knirsch mit seinen sechs Mitarbeitern herstellt.
Der klassische Wetterhahn ist nach wie vor eines der gefragtesten Motive, aber „alles, was man zeichnen kann, können wir auch als Wetterfahne bauen“, sagt der gelernte Restaurator Knirsch. Die alten Wetterfahnen, die er auf Auktionen fand, hatten es ihm so angetan, dass bald darauf die Idee entstand, auch für die Häuser unserer Zeit diesen einzigartigen Dachschmuck anzufertigen.
Heute kann man bei Meister Knirsch seine Wetterfahne zwischen Hunderten von Motiven im riesigen Archiv auswählen, dazu stehen noch etwa 250 Standardmotive vom großen Storch über den klassischen Hahn bis hin zum kleinen Boot zur Verfügung. Natürlich schneiden die Metaller auch die Kreationen der Kunden gerne aus ihren Platten heraus, die nötige Schablone dazu muss dann allerdings geliefert werden.
Alles, was man zum Befestigen des Wetterhahns benötigt, also Tragrohr, Gewindestange und Tragrohrschellen, wird selbstverständlich mitgeliefert. Die Montage nach Meister Knirschs Bauanleitung bleibt aber Sache des Kunden.
Wetterfahnen mit Symbolcharakter
Schon im Altertum betrachteten die Menschen das Wetter mit Hilfe von Windoder Wetterfahnen. Die Figuren, manchmal auch Wimpel, die sich im Wind drehen, erlaubten Vorhersagen, die besonders für Bauern und Seefahrer von enormer Wichtigkeit waren. Der klassische Wetterhahn hingegen war eher ein Symbol der Wachsamkeit und Verkünder des nahenden Tages. Oft wurde der Hahn im Mittelalter auch über Kirchturmspitzen angebracht, obwohl er eigentlich ein heidnisches Symbol war. Abgesehen von seiner Funktion als Wetterfahne erscheint er dort als Zeichen des Sieges Christi über das feindliche Dunkel und als Schrecken der bösen Geister.
Die meisten anderen Wetterfahnen der damaligen Zeit hingegen stellten oft Windgötter dar, die mit dieser Art der Würdigung besänftigt werden sollten.
Heutzutage ist es üblich geworden, sich selbst auf dem Dach des eigenen Hauses zu verewigen.
Das kann in Form eines Monogramms, eines geliebten Hobbys oder des ausgeübten, meist handwerklichen Berufs sein. Die Preise für Wetterfahnen sind durchaus moderat, wenn man bedenkt, dass sie in der Regel ganze Generationen überdauern. Für ein Pferd oder den klassischen Hahn muss man je nach Ausführung 150 bis 250 Euro ausgeben.