Der Spülkasten zählt zu den ältesten sanitären Einrichtungen in der Wohnung. Bild 1 zeigt das Funktionsprinzip: Durch Kettenzug, der den Spülvorgang einleitet, wird eine Porzellanglocke (früher aus Blei bestehend) angehoben, worauf ein Teil des im Kasten befindlichen Wassers durch die Aussparungen im Glockenführungsrohr in das Spülrohr stürzt. Nach Loslassen des Kettenzuges entsteht durch das im Spülrohr befindliche Wasser ein Unterdrück; der atmosphärische Luftdruck drückt das restliche im Kasten befindliche Wasser durch den Hohlraum der Glocke und beendet somit die Spülung des Bek-kens.
Indessen beginnt bereits der Füllvorgang des Spülkastens, der vom Schwimmer -früher eine geschlossene Kugel, heute eine PVC-Glocke – bei Erreichen des vorbestimmten Wasserstandes beendet wird. Bild 2 zeigt in der Draufsicht die Spülkastenausführung, wie sie gegenwärtig im Wohnungsbau installiert wird.
Spülkästen sind im allgemeinen über viele Jahre hinaus funktionstüchtig. Wenn nach längerem Gebrauch der Fall eintritt, daß das Wasser ständig in das Becken läuft, dann kommen folgende Ursachen in Frage:
Glocke sitzt verkantet auf Bodenventil
■ Evtl. neue Spezialdichtung besorgen (Bild 3)
Bild 4 demonstriert bei abgenommener Porzellanglocke die Stellung des Steigerohres im Augenblick der Betätigung des Kettenzuges. In Schließstellung muß die Spezialgummidichtung (1) hermetisch das Bodenventil (2) abdichten. Es ist also zunächst zu überprüfen, ob sich die Glocke mit ihrer Aufhängeöse an der Zugeinrichtung verhakt hat, so daß sie nicht mehr senkrecht auf dem Bodenventil ruht, oder ob die Spezialgummidichtung im Laufeder Zeit verhärtete und gegen eine neue ausgewechselt werden muß.
Schwimmer reguliert nicht mehr zuverlässig
Ursachen: Schwimmerstange ist verbogen; Arretierschraube des Schwimmers hat sich gelöst; unter die Schwimmerglocke ist Wasser gedrungen.
Gemäß Bild lamußder Schwimmer auf der Stange so einreguliert sein, daß er bei Erreichen einer bestimmten Wassermenge das Zulaufventil schließt. Ist dieser Schließprozeß auf „zu spät“ eingestellt, wird der Zulauf demzufolge niemals unterbrochen, weil das überschüssige Wasser durch das Steigerohr im Innern der Glocke in das Becken abfließt. Auf diese Weise wird zwar ein Überlaufen des Kastens verhindert; Kriterium bleibt natürlich der ständige und damit wirtschaftlich nicht vertretbare hohe Wasserverbrauch.
Durch Korrektur des Schwimmers auf der Stange bzw. durch deren Richten ist dieser Mangel schnell behoben.
Undichtigkeit an der Zulaufreguiierung
Eine weitere Ursache für das ständige Laufen des Wassers in das Becken ist auf die völlige Verhärtung des Gummistopfens bzw. auf Wassersteinablagerungen zurückzuführen, die das einwandfreie Verschließen des Ventils verhindern.
Das Zulaufventil wird in jüngster Zeit zweiteilig hergestellt, und zwar ist das Ventilgehäuse mit dem Düsenteil in einer Steckverbindung fest miteinander verbunden. Die im Bild 5 gezeigte Demontage der Armatur ist übrigens auch dann erforderlich, wenn der Füllvorgang des Kastens zu lange dauert, weil Schmutzteilchen in der Rohrleitung die Düse verstopften. Mit einer Stricknadel ist die etwa 2,5 mm große Düse zu durchstoßen.
Die Ventildichtung besteht aus einem Stopfen von 9 mm Durchmesser und 6 mm Länge, der nur selten ausgewechselt werden muß (Bild 6).
Auswechseln der Verschleißteile am Ventiloberteli
■ Rundring aus Gummi, 10mm Außendurchmesser, 2 mm Dicke; Rundring aus Gummi, 16mm Außendurchmesser, 3 mm Dicke
■ Schraubenzieher, Wasserpumpenzange (Rohrzange)
Zu diesen Wartungsarbeiten kommt es ganz selten, weil die dem Spülkasten vorgelagerte Armatur normalerweise niemals benutzt wird, sondern stets auf Durchgang steht. Das Nichtfunktionieren wird eigentlich erst dann festgestellt, wenn bei Reparaturarbeiten am Spülkasten das Ventil einmal geschlossen werden muß. Bild 7 zeigt technische Einzelheiten; das Oberteil der Armatur läßt sich nach Entfernen des Handsterns und Abschrauben der gerändelten Überwurfmutter herausnehmen.
Sonstige Hinweise
Besondere Vorsicht ist beim Nachziehen bzw. Umrüsten der Kettenzugeinrichtung geboten. Das Festdrehen der 10-mm-Maschinenschrauben an der Kettenzugeinrichtung muß mit Fingerspitzengefühl geschehen, damit das Gewinde der Kunststoffhalterung nicht ausbricht (Bild 8). Wenn das Zulaufventil beim Füllvorgang pfeift, dann hat sich an der Düse meist Wasserstein abgesetzt, den man entweder mit einem spitzen Gegenstand oder bei älteren Modellen (Bild 9) durch mehrmaliges Schließen und Öffnen des Handrades entfernt. Sollte das nicht helfen, wird das Ventil abgebaut und mehrere Stunden in Essigwasser gelegt.
Universal-Spülkasten, Modell 920
Dieser aus frostsicherem Plastgehäuse mit kratzfestem Deckel bestehende Spülkasten der Firma Voigt KG, Eisenberg, der vorrangig für gesellschaftliche Einrichtungen sowie zur Ausstattung von Küche-Bad-Zellen des Typenwohnungsbaues vorgesehen ist, kann sowohl hoch hängend (Einbauhöhe 1750 bis 2250 mm), halbhoch hängend (Einbauhöhe 1325 mm) als auch tief hängend (Einbauhöhe 850 mm) montiert werden (Bild 10).
Neu ist zunächst der Schwimmer aus Schaumstoff, und völlig anders konstruiert wurde die Abflußgarnitur, bislang als Glocke bezeichnet. Der feststehende Teil dieser Garnitur ist in einer Art Kulissenführung auf das an der rückwärtigen Innenseite des Kastens befindliche V-förmige Gegenstück gesteckt. Das, was sich bewegt und was mit dem Betätigungshebel bzw. mit dem Kettenzug ausgelöst wird, ist das Überlaufrohr mit der Dichtung für das Bodenventil. Dabei hält der Schwimmerkörper – ebenfalls aus Schaumstoff – das Überlaufrohr samt Dichtung so lange in der Öffnungsstellung, bis die vorbestimmte Wassermenge (sie läßt sich auf 6 oder 10 Liter einstellen) ausgeströmt ist. Erst danach fließt das im feststehenden Teil der Abflußgarnitur befindliche Wasser durch die vorhandenen Bohrungen langsam aus, worauf sich der Schwimmerkörper senkt und so die Dichtung sicher auf das Bodenventil setzt (Prinzip der „Wasserbremse“). Bei gefülltem Spülkasten ist der Schwimmerkörper im „Bremsbehälter“ nicht in der Lage, die Dichtung des Bodenventils von sich aus anzuheben, weil das der darauf lastende Wasserdruck verhindert.
Der Füllvorgang des Kastens vollzieht sich in der bisher bekannten Weise: Sobald das zulaufende Wasser im Kasten die vorgesehene Wasserstandshöhe (= horizontal verlaufende Kante des Schwimmers) erreicht hat, schwenkt dieser mit einer schnellen Kippbewegung nach oben und bewirkt damit ein sofortiges und rückschlagfreies Schließen des Ventils. Dadurch wird der Geräuschpegel auf ein Minimum reduziert.
1 a) gefüllter Spülkasten, b) Betätigung des Kettenzuges, c) Spülvorgang; Auffüllen des Kastens
2 Blick in einen Spülkasten aus Porzellan mit Ventil, Glocke, Schwimmer
3 Spezialgummidichtung
4 Steigerohr bei abgenommener Porzellanglocke – 1 Spezialgummidichtung, 2 Bodenventil
5 Rohrverbindung in Quetschmuffenausführung
6 Einzelteile des Füllventils – Die Dichtung des Ventils (Gummistopfen) läßt sich umdrehen.
7 Verschleißteile am Oberteil des Absperrventils: 1 Rundring aus Gummi, 10mm Außendurchmesser, 2mm Dicke; 2 Rundring aus Gummi, 16mm Außendurchmesser, 3 mm Dicke
8 Vorsicht beim Befestigen der Zugeinrichtung!
9 Älteres Spülkastenventil mit herausgeschraubtem Oberteil. Um die Schwimmerstangenhalterung und den Dichtungskörper herauszubekommen, wird die Madenschraube entfernt.
10 Spülkasten aus Plast, tiefhängend
11 Spülkasten in gefülltem Zustand
12 Spülkasten nach Entleerung