Die Spürnasen

Die kalte Dusche aus der angebohrten Wasserleitung ist eine typische Karikatur des ungeschickten Heimwerkers. Damit Ihnen das nicht passiert, sollten Sie die Wand vor dem Bohren erkunden. Wir sagen Ihnen, worauf Sie bei Leitungs-suchgeräten achten müssen.

Mit modernen Leitungssuch-geräten müsste die Wand fast durchsichtig werden, wenn man den Versprechen mancher Hersteller glauben könnte. Doch leider ist das nicht so, denn die eingesetzte Technik ist oft viel zu simpel, um die in Wänden, Fußböden oder Decken verlaufenden Leitungen präzise zu orten. Leitungssuchgeräte werden bereits zu Preisen ab etwa 15 Euro angeboten. Ihr Prinzip, um Metall aufzuspüren, ist einfach.

METALLSUCHE

Die Leitungssucher erzeugen ein elektromagnetisches Feld, das von magnetischen Materialien beeinflusst wird. Fährt man mit dem Gerät über die Wand, erkennt der Sensor an der Veränderung dieses elektromagnetischen Feldes, wenn sich Metall in der Wand befindet. Dieses Verfahren funktioniert bei magnetisch wirksamen Eisenmetallen relativ gut. Je dicker das Eisen ist und je dichter es an der Wandoberfläche liegt, desto sicherer lässt es sich orten.

Bei Nichteisenmetallen wie Aluminium, Kupfer und anderen Buntmetallen ist die Ablenkung des elektromagnetischen Feldes jedoch viel geringer. Wasserrohre aus Kupfer oder die dünnen Kupferadern der Stromleitungen können deshalb mit diesem Verfahren oft nur erkannt werden, wenn Sie dicht unter der Wandoberfläche liegen. Deshalb haben fast  alle Leitungssuchgeräte zusätzlich einen Sensor, der prüft, ob ein elektrisches Wechselfeld mit 50 Hertz vorhanden ist. Ein solches elektrisches Feld ist immer vorhanden, wenn eine Stromleitung unter Wechselspannung steht.

KALIBRIERUNG

Die billigen Leitungssucher müssen zuerst mit einem kleinen Stellrad kalibriert werden. Für höchste Empfindlichkeit wird dieses mitten im Raum so weit aufgedreht, bis das Gerät Metall anzeigt. Anschließend das Stellrad gerade so weit zurückdrehen, dass die Anzeige wieder ausgeht. Schlägt das Gerät dann jedoch beim Aufsetzen auf der ganzen Wand Alarm, muss man an einer Wandstelle, an der sich bestimmt kein Metall befindet, nachkalibrieren. Auch wenn der Bereich, in dem das Gerät Metall anzeigt, sehr groß ist, hilft manchmal ein Reduzieren der Empfindlichkeit, um die Position der Leitung besser zu orten.

AEG bietet mit dem Explorer für zirka 32 Euro einen Leitungssucher an, der im Zusatzhandgriff der Schlagbohrmaschine untergebracht wird. Das ist eine tolle Lösung, da so der Leitungssucher immer mit der Bohrmaschine zur Hand ist. Schade nur, dass die Ortungstechnik dieses Gerätes genauso simpel ist, wie bei den billigsten Leitungssuchern.

STROMLEITUNGEN

Sind die Sicherungen herausgedreht oder ist die Leitung zu einer Deckenleuchte ausgeschaltet und deshalb in der Regel spannungsfrei, kann auch kein Wechselfeld erkannt werden. Sie sollten deshalb beim Suchen von Elektroleitungen unbedingt die Deckenleuchten im Raum einschalten. Doch Vorsicht: Bei Leitungen mit Drei-Phasen-Wechselspannung (sogenannten Drehstromleitungen), die oft auch für den Herdanschluss verwendet werden, heben sich die elektrischen Felder der drei Phasen gegenseitig wieder auf. Die Messgeräte können deshalb hier kein elektrisches Wechselfeld erkennen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Geräte wenigsten die dickeren Kupferadern orten können.

Die Erkennungstiefe ist auch vom Baustoff abhängig. Bei Beton reicht sie oft nicht weiter als 5 cm. In manchen Bädern versagen die Geräte sogar gänzlich und zeigen auf der kompletten Fliesenwand Metall an. Der Grund dafür sind hohe Anteile von Eisenoxiden (Rost) in den Fliesen, meist bei solchen mit leicht rötlichem Scherben, die ein ferromagnetische Wirkung haben.

TIEFENMESSUNG

Teurere Gerät ab etwa 40 Euro sind oft mit mehreren Messsensoren und aufwendigerer Elektronik ausgestattet. Die ermöglichen es bei gleichem Arbeitsprinzip, die Position des Metalls in der Wand genauer zu orten. Mit etwas Glück stimmt bei den teureren Geräten bei Eisenmetallen die Anzeige auf etwa ±1 cm mit der tatsächlichen Position überein.

Beim DMO 10 von Bosch zum Beispiel lässt sich mit einer zusätzlichen Messung auch die Tiefe des Metalls in der Wand bestimmen. Bei tiefliegenden Armierungseisen kann so durchaus noch ein kurzer Dübel gesetzt werden. Diese Tiefenmessung funktioniert allerdings nicht bei der Erkennung des Wechselfeldes von Stromleitungen. Hier sollte – schon zur eigenen Sicherheit – nicht in die Wand gebohrt werden.

KUNSTSTOFFROHRE

Eine Besonderheit ist der neue Wallscanner D-tect 100 von Bosch. Bei ihm wird ebenfalls ein kapazitives Messverfahren eingesetzt, jedoch mit sehr hohen Frequenzen, die fast im Radarwellenbereich liegen. Damit kann man praktisch jede Veränderung in der Wand bis 10 cm Tiefe aufspüren, sogar Wasserleitungen aus Kunststoff und Abwasserrohre. Die Bedienungsanleitung ist beim D-Tect quasi eingebaut. Per Display führt das Gerät den Anwender durch die verschiedenen Arbeitsschritte.

Je nach Wandmaterial können drei Modi gewählt werden, um die Empfindlichkeit dem Baustoff anzupassen. Modus 1 (Massivbaustoffe wie Beton oder Vollblocksteine) zeigt sämtliche Hohlräume in der Wand an. Modus 2 eignet sich für Leichtbauwände und Hohlblocksteine. Er ignoriert Hohlräume im Baustoff, zeigt aber Metall, elektrische und wassergefüllte Leitungen an.
Eine Besonderheit des D-Tect ist das eingebaute Fahrwerk. Es dient nicht nur dazu, das Gerät leichter auf der Wand zu führen. Sensoren an den Rädern übertragen die Bewegung des Geräts an die Elektronik und helfen bei der Lokalisierung von Leitungen. Beim Überfahren der Wand zeigt das Display jedes gefundene Objekt als mitwandernden Balken. Auch die mögliche Bohrtiefe wird angezeigt. Mit dem D-Tect 100 ist es erstmals möglich, fast alle Veränderungen in der Wand zu orten, und auch Kunststoffwasserleitungen und Stromleitungen zeigt er an. Den Unterschied zwischen beiden erkennt er allerdings nicht. Ein weiterer Nachteil ist der hohe Preis. Das Profigerät ist mit knapp 870 Euro wesentlich teurer als die meisten anderen Leitungssucher. Wer jedoch einmal eine Leitung angebohrt hat und die Folgekosten kennt, weiß, dass sich zumindestens für Handwerker ein solches Gerät schnell bezahlt machen kann.

HOLZSUCHE

Einige Ortungsgeräte wie der Zircon MultiScanner Pro von Laserliner können auch Holzunterkonstruktionen lokalisieren. Sie benutzen dazu eine kapazitive Messung mit einem niederfrequenten elektrischen Feld. Solche Geräte sind hilfreich, wenn an Trockenbauwänden schwere Gegenstände befestigt werden sollen. Denn wenn die Holzunterkonstruktion aufgespürt ist, können die Schrauben direkt in die Balken gedreht werden.

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