Manchmal müssen Profis ran – GARTENPLANUNG

Einen Garten völlig neu gestalten? Ganz allein bekommt man das selten hin. Da macht sich die Hilfe von Fachleuten oft bezahlt. Wir haben eine Gartenarchitektin nach ihren Erfahrungen gefragt.

Die Entscheidung fiel vor drei Jahren. Das Haus war renoviert, der Garten aber lag inzwischen im Schatten hoher Bäume, und der Rasen wurde immer dünner. Jetzt sollte die Anlage von Grund auf neu gestaltet werden. „Zuerst haben wir geglaubt, das könnten wir allein“, erzählt Alfred Grote. Nachdem er jedoch Wochenende für Wochenende aus der nahegelegenen Baumschule Pflanzen nach Hause geschleppt hattemal fünf von diesen, mal von jenen -, wurde ihm das zu dumm. Er mußte einsehen, daß er ohne Plan keine Struktur in seinen 500 Quadratmeter großen Garten bekommen würde. Deshalb bat er Heike Reinermann, die Juniorchefin der Baumschule und gleichzeitig Gartenarchitektin, sich den „Urwald“ hinter seinem Haus mal anzusehen. „Eine typische Situation“, erklärt Frau Reinermann. „Die meisten Gartenbesitzer kaufen erst einmal relativ wahllos, was ihnen an Stauden und Gehölzen spontan gefällt. In der Regel haben sie aber wenig Vorstellung davon, wie die Pflanzen später im Garten verteilt werden sollen und wie sie wirken. Vor allem können die Gartenbesitzer kaum einschätzen, wie sich die Pflanzung das Jahr hindurch entwik-kelt. Meist sind die Leute von der Wirkung enttäuscht and unzufrieden, obwohl sie viel Geld ausgegeben haben.“

Plötzlich ergaben die vielen Wege einen Sinn

Beim ersten Treffen mit den Grotes ging es darum, herauszufinden, wie sie sich ihren Garten wünschen. „Ich lerne im intensiven Vorgespräch die Gartenbesitzer kennen, erfahre, wie sie ihren Garten nutzen, ob sie viel Zeit darin verbringen, Spaß am Gärtnern haben oder eher eine pflegeleichte Anlage haben möchten. Auch der Stil der Anlage hängt sehr von der Persönlichkeit meiner Auftraggeber ab, und deshalb versuche ich, sie so gut wie möglich kennenzulernen“, erzählt die Gartenarchitektin. Wenig später brachte Heike Reinermann drei sehr unterschiedliche Entwürfe mit, in denen die Wünsche der Grotes berücksichtigt waren. Als der Hausherr z. B. die rund um ein Rondell geführten Wege sah, war er skeptisch. „Ich will im Garten doch nicht Spazierengehen“, so sein Kommentar. Andererseits hatte er sich eine Alternative zur schlichten Rasenfläche in der Mitte des Grundstücks gewünscht und seine Frau möglichst viel Platz für Blumen. Und plötzlich bekamen die Wege als Abgrenzung einen Sinn. „Auch das erlebe ich sehr häufig, gerade, wenn kleine Gärten gestaltet werden sollen: Die Besitzer haben zu wenig Erfahrung mit Gartenanlagen, um sich wirklich Alternativen vorstellen zu können. Und neue Ideen überzeugen erst dann, wenn sie erklärt werden“, meint Heike Reinermann. An dem schließlich realisierten Entwurf begeisterte die Grotes das Rondell mit Sitzplatz und Sprudelstein in der Mitte des Rasens. „Darauf wären wir selbst nicht gekommen“, erklären sie jetzt. Und schon dafür hat sich die Zusammenarbeit mit der Gartenarchitektin gelohnt.

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