Von Hunden kennen wir es alle, wenn sie uns freudig begrüßen oder miteinander spielen wollen: Sie wedeln mit den Schwanz. Auch Wölfe drücken so aufgeregte Freude und Ausgelassenheit aus. Es gehört zu den Signalen, mit denen sie sich untereinander verständigen. Wir Menschen haben unsere Sprache. Wir sagen zum Beispiel: „Lass uns alle zum Griechen essen gehen.“ Wer unsere Sprache spricht und auch noch weiß, welches Restaurant mit dem „Griechen“ gemeint ist. hat die Nachricht verstanden und kann sich entsprechend verhalten.
Tiere haben keine Sprache wie wir. Trotzdem können sie sich z. B. durch Gesten wie Schwanzwedeln verständigen. Das ist sehr wichtig, denn immer wieder müssen sie gemeinsam entscheiden, ob sie etwa an einer Weggabelung nach links, nach rechts oder geradeaus laufen sollen, wer welche Rolle bei der Jagd übernimmt und wer sich mit wem in der Fortpflanzungszeit paaren darf.
Bei der Körpersprache hat die Haltung und die Bewegung jedes Körperteils eine bestimmte Bedeutung. Beginnen wir oben am Kopf: Nach vorne gerichtete Ohren bedeuten aufmerksame Selbstsicherheit, nach hinten gelegte Ohren Unsicherheit. Wenn die Ohrmuschel dann auch noch ganz nach unten gezogen wird, drückt der Wolf (und der Hund) damit Unterwürfigkeit aus.
Die Gesichtsmimik ist besonders ausdrucksstark. Angriff ist angesagt, wenn der Wolf beginnt, die vorderen Zähne zu blecken. Zieht er aber die Mundwinkel nach hinten, sodass man alle Zähne sieht, deutet dies auf zunehmende Ängstlichkeit. Wird dann das Maul aufgerissen und werden die Zähne voll gebleckt, ist das ein Zeichen für höchste Verteidigungsbereitschaft.
Eingeknickte Beine, ein gesenkter Kopf und ein eingeklemmter Schwanz zeigen Angst an. Steifbeiniges Herumstolzieren mit hoch aufgestelltem Schwanz und gesträubten Rückenhaaren bedeuten, dass das Tier ängstlich ist, aber gleichzeitig angriffsbereit. Der Wolf gibt an, macht sich größer, als er wirklich ist, spielt den Mutigen, ln Wirklichkeit aber hat er Angst.
Umgekehrt zeugen lockere Bewegungen von Sicherheit und Vertrauen. Der freundlich gestimmte Wolf wedelt ausgelassen mit dem Schwanz, ja manchmal sogar mit dem ganzen Körper. Auch er knickt die Beine etwas ein und senkt den Kopf, hebt dann aber, wenn er bei seinem Partner ist, die Schnauze nach oben und versucht ihm das Gesicht zu lecken. Manchmal rollt er sich dabei auf den Rücken und zeigt so seine Unterwürfigkeit, vor allem, wenn er seine Hinterbeine dabei spreizt. Oder er macht ruckartige Bewegungen mit dem ganzen Körper, springt herum und den anderen auch mal an. Das ist dann ein Zeichen für Spielfreude und ausgelassene Freundlichkeit.
Auch die Rangordnung unter Wölfen (oder Hunden) ist allein an ihrer Körpersprache zu erkennen. Das ranghöchste Tier hat es allerdings nicht nötig, seine Stellung ständig zu demonstrieren. Es läuft aufrecht, aber locker umher. Nur der erhoben gehaltene Schwanz verrät seinen Anspruch auf die höchste Stellung im Rudel. Je rangniedriger ein Wolf (oder Hund) ist, desto mehr senkt er den Schwanz und knickt die Beine ein, wenn ihm ein Ranghöherer begegnet.
Dies gilt jedoch nur für die erwachsenen Tiere untereinander. Welpen oder kleine Hunde können sich viel freier bewegen. Nur müssen sie dabei ihre Kindlichkeit durch verspieltes Verhalten deutlich genug zum Ausdruck bringen. Tun sie es nicht, bekommen sie im Rudel schnell einen „Rüffel“. Ein älterer Wolf droht oder beißt dem Welpen dann kräftig über die Schnauze.
Die „Sprache“ der Wölfe
Die Körpersprache gibt es bei allen höheren Tieren, sie ist bei den Wölfen aber besonders hoch entwickelt. Zwar geben Wölfe auch Töne wie Knurren oder Winseln von sich, aber die Haltung ihres Körpers übermittelt die wichtigsten Informationen. Genauso ist es bei Hunden. Allerdings können nicht alle Hunde ihre Ohren so stark bewegen wie Wölfe, weil sie durch Zucht sehr klein sind oder hängen. So ist es besonders schlimm, dass man bei manchen Hunden den Schwanz kupiert (kürzt), nur v/eil das angeblich schöner aussieht. Kaum ein Körperteil kann beim Hund und beim Wolf mehr ausdrücken als gerade der Schwanz. Auch wir Menschen können die Körpersprache von Wolf und Hund lernen. Wenn man versteht, was Wölfe oder Hunde sich mitteilen, kann man sehr viel Interessantes über ihr Verhalten erfahren.