Feine werkzeuge Sinnliches handwerk

Die Späne fliegen, der Duft von frischem Holz erfüllt die Luft – Rudolf Dick ist zufrieden. Beim Hobeln findet der gelernte Ingenieur Ruhe und Entspannung. Zusammen mit seinem für das Kaufmännische zuständigen Bruder Heinrich führt er in vierter Generation die Firma Dick in Metten, Niederbayern.

Das Unternehmen ist spezialisiert auf Werkzeuge zur Bearbeitung von Holz mit der Hand. Die aus aller Welt eingeführten Sägen, Beitel, Hobel, Feilen und Schnitzmesser werden von professionellen wie von privaten Handwerkern gleichermaßen geschätzt. Was einst in Sachsen mit der Produktion und dem Export von Musikinstrumenten begann, erblühte später zu einem anerkannten Handelsunternehmen samt kleiner Produktion für Geigenbaubedarf und Spezialwerkzeuge.

Falls Sie noch nie einem Hundsbeineisen, Löffelbohrer, Spriesslischneider oder Zehntelmaß begegnet sind – im Katalog von Dick sind diese und andere Dinge mehr zu finden.

Das Angebot lässt kaum Wünsche offen. Rudolf Dick kennt jeden einzelnen Artikel; die ausführlichen Katalogtexte stammen alle aus seiner Feder. Hier werden nicht nur nüchtern Produkte präsentiert, sondern besondere Wertschätzung und tiefe Verbundenheit deutlich – das gilt sowohl für die Werkzeuge als auch den Werkstoff Holz.

„Unser Kundenkreis reicht vom Hobbygärtner, der eine einfache Astsäge kauft, bis zum ambitionierten Möbelbauer mit sehr spezifischem Bedarf“, berichtet der Geschäftsführer und ergänzt: „Das Bedürfnis, wieder mehr mit der Hand zu arbeiten, wächst.“ Das belegen auch die bis zu 300 Paketaus-sendungen täglich.

Unter dem alten Firmennamen „Herdim“ werden selbst entworfene oder hergestellte Produkte angeboten. Produziert wird in Bayern, England, aber beispielsweise auch in Indien. „Manchmal setze ich mich auch selbst ans Zeichenbrett“, gesteht der Ingenieur und bedauert gleichzeitig den ewigen Zeitmangel. Aber wenn man Einkäufer, Produktmanager, Marketingmann, Katalogtexter, Erfinder in einer Person ist, verwundert das nicht. Genauso wenig überrascht es, dass sich Rudolf Dick dafür interessiert, wie die vielfältigen Werkzeuge entstehen. Wenn er – und das tut er am liebsten -in den entlegensten Winkeln der Welt herumreist, um seltene oder ihm neue Werkzeuge aufzustöbern, schaut er den Meistern gerne über die Schulter; zuletzt einem japanischen Schmied bei der langwierigen Detailarbeit an einer feinen Klinge.

„Handwerk hat in Japan noch eine ganz andere Bedeutung als bei uns“, berichtet Dick fasziniert, „und Werkzeuge sind dort mehr als Gebrauchsartikel, die einen Zweck erfüllen. Abgesehen davon: Sie kommen aus einem anderen Kulturkreis, werden anders gehandhabt und verlangen von uns mehr Sensibilität. Deshalb bieten wir auch Workshops an, in denen der Umgang mit ihnen und fremde Arbeitstechniken erlernt werden können.“

In neuen Räumlichkeiten finden 2003 an die hundert Workshops statt, dabei geht es um Themen wie Holzverbindungen, japanische Werkzeugkunde, Bogenbau oder Arbeiten mit Grünholz. Als Dozenten konnte Rudolf Dick Meister ihres Fachs aus verschiedenen Ländern gewinnen.

Er selbst fährt in diesem Jahr zum Blockhausbau-Kurs nach Schweden. Die Arbeit mit dem Holz und der Austausch mit den anderen Kursteilnehmern sind dann für ihn Beruf und Freizeitvergnügen zugleich. Und für beides gilt: Hauptsache, die Späne fliegen.

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