Holen Sie sich ein Blütenmeer auf das Dach

Bunt statt grau: Bewachsene Dächer bringen Farbe und Leben in unsere Städte, sie verbessern die Luft und helfen Energie sparen. Wo eine Dachbegrünung möglich und sinnvoll ist, erfahren Sie hier. Als die ersten begrünten Dächer gebaut wurden, war von Luftverschmutzung und knapper werdendem Raum für Pflanzen und Tiere noch gar nicht die Rede. Schon vor … „Holen Sie sich ein Blütenmeer auf das Dach“ weiterlesen

Bunt statt grau: Bewachsene Dächer bringen Farbe und Leben in unsere Städte, sie verbessern die Luft und helfen Energie sparen. Wo eine Dachbegrünung möglich und sinnvoll ist, erfahren Sie hier.

Als die ersten begrünten Dächer gebaut wurden, war von Luftverschmutzung und knapper werdendem Raum für Pflanzen und Tiere noch gar nicht die Rede. Schon vor Jahrhunderten begannen die Skandinavier, ihre Dächer mit Grassoden zu decken, vor allem, um in ihren Häusern eine einigermaßen angenehme Temperatur zu schaffen, ohne allzu viel Heizmaterial zu verbrauchen. Ein wärmender Pelz aus Erde und Gras war die einfachste und preiswerteste Lösung. Und eine sehr effektive, denn die Pflanzen dämmen ähnlich wie das dicke Fell der Eisbären: Zwischen den Halmen oder Haaren entsteht eine stehende Luftschicht, die isolierend wirkt. Heute sorgen wir mit synthetischen Dämmate-rialien für diesen Effekt.

Der Nutzen -Eine grüne Lunge auf dem Dach
Gute Isolierung mit der daraus folgenden Einsparung von Heizenergie ist heute wichtiger denn je. Hinzu kommen ganz moderne Umweltprobleme wie schlechte Luft oder der Verkehrslärm.
In beiden Fällen helfen bewachsene Dächer, denn die Pflanzen produzieren Sauerstoff und nehmen Kohlendioxid auf, sie filtern Staub aus der Luft und reichern sie mit Feuchtigkeit an. Gleichzeitig wirken sie ähnlich wie dichte Hecken als Schallschutz. Darüber hinaus wirken Erdschicht und Pflanzenbewuchs als Temperaturpuffer: Die Dachhaut darunter ist geringeren Temperaturschwankungen ausgesetzt, wird daher weniger strapaziert und hat eine längere Lebensdauer. Schließlich ist das Gründach auch ein Ersatz für verschwindende ökologische Nischen, wo selten werdende Tiere und Pflanzen neuen Lebensraum finden können.

Die Voraussetzungen – Welche Dächer können begrünt werden?
Im Prinzip könnte jedes Haus ein bewachsenes Dach haben, vorausgesetzt, es liegt nicht im tiefen Dauerschatten anderer Häuser oder hoher Bäume, wo keine Pflanze gedeihen kann.
Entscheidend ist auch die Dachneigung. Dächer mit 45 Grad Neigung ließen sich noch begrünen, allerdings nur mit großem Aufwand. Am wenigsten Probleme bereiten flache und bis zu 20 Grad geneigte Dächer, denn hier besteht nicht die Gefahr, daß das Substrat, die eigentliche, lebende Bodenschicht, ins Rutschen kommt. Ab 8 Grad Neigung wird gewöhnlich ein konisch zugeschnittener Sodenbalken (ca. 16 x 16 cm) über der Traufe verlegt. Er hält die Substratschicht des ganzen Daches. Bei steileren Dächern müssen Schubsicherungen eingebaut werden. Sie sind bei alten skandinavischen Häusern als lose aufgelegte Lattenrahmen zu finden, heute werden Kanthölzer (ca. 8×8 cm) im Abstand von zwei Metern auf der Dachfläche verschraubt. Die Alternative dazu ist ein engmaschiges Verkrallungsgewebe, das im Substrat verlegt wird.

Der Standort – Sonne oder Schatten, grün oder bunt
Vom Standort des Hauses hängt es ab, welche Pflanzen auf dem Dach wachsen können. Vollsonnige Lagen, in denen das Substrat gelegentlich austrocknet, sind nur etwas für Dickblattgewächse wie Hausund Dachwurz, Mauerpfeffer und ähnliche. Sie bilden einen dichten, zur Blütezeit wunderbar bunten Teppich, haben aber keine so gute Dämmwir-kung wie ein Bewuchs mit Gras. Gräser wachsen am besten in halbschattigen Lagen, wo der Boden meist feucht ist. Geeignet sind Samenmischungen mit trockenresistenten Sorten und „Unkräutern“.

Die Technik – Wieviel Last kann ein Dach tragen?
Ob der Dachstuhl ein Gründach tragen kann, ist eine Frage, die nur der Statiker beantworten kann. Bei Altbauten, für die es keine Bauunterlagen mit statischer Berechnung mehr gibt, ist eine neue Berechnung unbedingt notwendig. Eine Ausnahme bilden höchstens Flachdächer, bei denen die Kiesschicht einfach gegen Pflanzsubstrat ausgetauscht werden kann. Bei einem Quadratmeter-Gewicht von 16 bis 18 kg bei Kies und 13 bis 15 kg bei einem Blähton-Oberbodengemisch wird das Grasdach im wahrsten Sinne des Wortes eine Erleichterung. Anders ist es bei Dächern, deren bisherige Eindeckung durch eine Begrünung ersetzt werden soll. Hier kann man das Gewicht des alten Materials mit dem Quadratmeter-Ge-wicht der neuen Dachhaut aus Holz, Dichtungsschichten und Substrat verrechnen.
Im fachgerecht eingebauten Zustand und bei voller Wassersättigung rechnet man (jeweils für 1 cm Schichtdicke) für Oberboden 16 bis 20 kg, für Sande 20 bis 22 kg, für Kiese 16 bis 18 kg, für Blähton 8 bis 10 kg, für 1:1 mit Blähton gemischten Oberboden 13 bis 15 kg. Gewichtseinsparungen bringen nur leichtere Substrate bzw. dünnere Schichten.

Der Aufbau – Eine Dachhaut aus vielen Schichten
Grasdächer werden oft als sogenannte Umkehrdächer gebaut: Die Wärmedämmung, die beim Kaltdach zwischen tragender Decke und Dachschalung und beim Warmdach unter der Dachdichtung liegt, wird hier auf der Dichtungsschicht verlegt. Voraussetzung ist, daß das Dämmaterial keine Feuchtigkeit aufnehmen kann. Doppelt wirkungsvoll ist dieser Aufbau auf einem bereits existierenden Warmdach. Unabhängig von der Frage, ob und wo eine Dämmung vorgesehen ist, besteht ein Gründach aus der Dachschalung, darauf jeweils einer Lage Geo-vlies, Dachdichtung, erneut Geovlies und Pflanzsubstrat mit einer Schichtdicke von 10 bis 20 cm. Bei Flachdächern ist zusätzlich eine mit Geovlies abgedeckte Dränageschicht aus Blähton erforderlich.