Lackieren Neuer Lack auf alten Flächen

Im Grunde ist bei der Renovierung alter Lackflächen nichts wirklich anders als bei Neuanstrichen. Einzige Ausnahme: Ihre Lackwahl ist eingeschränkt. Denn nach wie gilt die Regel, wonach alte und neue Lackschicht die gleiche Lösemittelbasis haben sollten. Anders gesagt: Verstreichen Sie auf Kunstharzlacken nur Kunstharzlacke und auf Acryllacken nur Acryllacke.

Um nun herauszufinden, welche Lackart sich auf Ihrem Renovierungsobjekt befindet, tauchen Sie einen Pinsel in Universal-Verdünnung und reiben Sie ihn damit fest auf der Lackoberfläche herum. Acryllacke lassen sich damit anlösen, Kunstharzlacke werden Ihren Bemühungen trotzen.

VORBEREITUNG

Zunächst die gute Nachricht: Altanstriche müssen nicht grundsätzlich komplett entfernt werden. Wichtig ist vielmehr, dass Sie alle losen und schlecht haftenden Teile restlos beseitigen, bei festsitzenden Lackresten reicht ein Aufrauen der Oberfläche mit Schleifmitteln oder Anlaugern aus. Wichtig: Die Fläche muss glatt sein, es darf keine fühlbaren Übergänge zwischen dem rohem Holz und den alten Lackresten geben.

Beim Lackentfernen stehen Ihnen drei gängige Methoden zur Verfügung, die alle ihre Vor-und Nachteile haben. Das Abschleifen ist anspruchslos, aber staubig, Abbeizen geht schnell, stinkt aber und Abbrennen mit der Heißluftpistole ist bequem, funktioniert aber nur bei Kunstharzlacken wirklich gut. Letztlich bleibt das Schleifen für Sie als Seibermacher das Praktikabelste, weil Sie rohes Holz wie alten festsitzenden Lack gleichzeitig aufrauen und für die folgende Lackierung vorbereiten.

Ein Zwischenschritt  bei der Renovierung, die bei Neuanstrichen fehlt, ist das Ausbessern der Schadstellen. Gerade bei Holztüren und -fenstern hinterlässt der permanente Gebrauch seine unvermeidlichen Scharten, die bei dieser Gelegenheit leicht ausgewetzt werden können. Bei den dafür nötigen Spachtelmassen müssen Sie auch hier wiederum auf Acryl- oder Kunstharzbasis (so genannter Ölspachtel) achten, die der des neuen Lacks entsprechen muss. Bei Klarlackierungenverwenden Sie Holzkitt in entsprechendem Farbton (Clou).

STREICH-REIHENFOLGE

Es ist bei Lackauffrischungen an Türen oder Fenstern in jedem Falle ratsam, das Holz nach dem obligatorischen dreimaligen Schleifen (Körnungen 60, 80, 120) mit einem füllenden Vorlack (oder auch Haftgrund) vorzustreichen. Die besondere Zusammensetzung dieser Lacke bewirkt, dass auch die kleinsten Poren und Unebenheiten ausgeglichen werden und der nachfolgende Lack gute Haftbedingungen vorfindet. Vorlack ersetzt aber niemals einen guten Schliff! Schleifen müssen Sie auch den Vorlack selber (240er-Kör-nung), nämlich vor dem ersten Lackieren.

Nicht selten sind Türen mit Kassetten oder Fenster mit Sprossen verziert. In diesem Falle ist es wichtig, eine bestimmte Streichreihenfolge bei den einzelnen Holzteilen einzuhalten, damit das Ergebnis perfekt wird (Grafiken rechts). So beginnen Sie bei Kassettentüren grundsätzlich mit den Kassettenprofilen, dann folgen die Kassettenflächen, und schließlich streichen Sie den äußeren Rahmen. Verwenden Sie für die schmalen Profile Pinsel mit Kunststoffborsten (Acryllacke) respektive Natur-borsten-Pinsel (Kunstharzlacke), für die Flächen eine entsprechende Rolle.

Bei Neuanstrichen mit Klarlacken sind einige Abläufe anders. Die Transparenz des Lacks bedingt nämlich, dass Sie erstens sämtliche Altanstriche komplett, wirklich restlos entfernen müssen, zweitens zum Ausbessern der Schadstellen den richtigen Farbton des Holzkitts treffen und drittens perfekt schleifen müssen, weil der füllende Vorlack wegfällt. Insofern ist diese Variante eher etwas für versierte Seibermacher, vor allem, wenn Sie, wie zur Zeit im Trend, Ihre bisher weiß lackierten Türen und Türrahmen nun auf Natur trimmen wollen.

Bei Klarlacken sind ausgesprochene Grundierlacke unüblich. Ausnahme: die Parkett-lack-Grundierung von Bona, die nur zum Versiegeln von Holzdielen verwendet wird. Als ausreichende Grundierung dient bei den übrigen Klarlacken lediglich der Voranstrich mit einer zehnprozentigen Verdünnung.

Beachten Sie beim Arbeiten mit Klarlack unbedingt die Tatsache, dass mangelhaftes Schleifen oder Schleiffehler durch den Lack nicht kaschiert, sondern in ihrer optischen Präsenz verstärkt werden. Sorgfältiges Arbeiten und Verschlichten, egal, mit welchem Lack und mit welchem Werkzeug Sie arbeiten, ist also eminent wichtig.