Modern heizen mit Öl und Gas

Die Gnadenfrist war lang, aber jetzt kommt für viele alte Heizungen der Abschied vom Heizungskeller: Sie müssen auf den Schrott. Seit Anfang 2002 ist die neue Energieeinspar-Verordnung (EnEV) in Kraft, die neue Maßstäbe für den Verbrauch von fossilen Brennstoffen setzt und langfristig alle Energieverschwender aus den Heizungskellern vertreiben will. Wer einen Altbau mit einer Heizung erwirbt, die vor dem 1. Oktober 1978 installiert wurde, muss sie innerhalb von zwei Jahren durch eine moderne, energieeffiziente Anlage ersetzten. Aber auch nach den vorher gültigen Verordnungen stand fest: Lagen die Abgaswerte bei der jährlichen Überprüfung durch den Schornsteinfeger über dem gesetzlichen Grenzwert, muss der Eigentümer bis Ende 2004 die Heizung erneuern.

Das klingt im ersten Moment ärgerlich -ist es aber nicht! Denn es lohnt sich – auch für Hauseigentümer, die von den Vorschriften zunächst noch gar nicht betroffen sind -, den alten Ofen auszutauschen. Moderne Anlagen haben einen bis zu 30 Prozent höheren Wirkungsgrad: Sie verbrauchen bis zu 30 Prozent weniger Gas oder Öl. Was vom Gesetzgeber vor allem zur Entlastung der Umwelt gedacht ist, kommt auch dem Geldbeutel des Hausbesitzers zugute. Die Aufwendungen für die neue Heizung können bereits in wenigen Jahren durch Einsparungen bei den Heizkosten erwirtschaftet werden. Dabei gilt: Je besser Energie und Technik aufeinander abgestimmt sind, desto größer die Ersparnis.

WELCHE ENERGIE IST DIE RICHTIGE?

In aller Regel ist es bei einer Heizungsmodernisierung am wirtschaftlichsten, beim bisherigen Energieträger zu bleiben. Standardkessel für Öl oder Gas unterscheiden sich kaum in ihrem Preis-Leistungsverhältnis, bei beiden Energiearten wurde die Verbrennungstechnik entscheidend verbessert, so dass die Belastung der Umwelt vor allem durch KohlendioxidEmissionen sehr viel geringer ist als früher. Bei den besonders umweltfreundlichen Brennwertgeräten kosten Gaskessel im Anschaffungspreis mit etwa 4000 bis 5000 Euro mindestens 1000 Euro weniger als vergleichbare Ölkessel. Jedoch ist Öl in der Regel billiger, es hat zudem den Vorteil, dass man sich bei niedrigen Marktpreisen den Tank füllen kann.

Ein Plus des Brennstoffes Gas ist, das kein Raum für die Lagerung der Heizenergie nötig ist. Besonders die Gastherme ohne zusätzlichen Speicher für Warmwasser ist immer noch der Klassiker für die Modernisierung von Altbauwohnungen mit wenig Platz. Sowohl Öl- wie auch Gas-Anlagen sind für die Kombination mit einem Solarkollektor zur Erwärmung des Brauchwassers oder zur Unterstützung der Raumheizung gut geeignet.

Die Nutzung der Sonnenenergie lohnt sich, wenn die Lage des Hauses es gestattet, Kollektoren im Winkel von 30 bis 60 Grad direkt nach Süden ausgerichtet anzubringen. Ferner muss Raum für einen ausreichend großen Speicher, etwa 400 Liter für Badewasser, beziehungsweise 800 Liter zur Unterstützung der Heizung, vorhanden sein. Die Energie der Sonne lässt sich nicht nur direkt über Kollektoren nutzen. Auch die in Luft, Wasser und Erde gespeicherte Sonnenenergie kann mit Hilfe einer Wärmepumpe genutzt werden.

Direktes Heizen mit Strom hat wegen der hohen Verluste bei der Herstellung einen ungünstigen Primärenergie-Faktor und ist deshalb nach der EnEV nur noch in Ausnahmefällen – beispielsweise in einem sehr gut gedämmten oder wenig beheizten Haus – eine Alternative. Eine weitere umweltfreundliche Möglichkeit: Heizen mit Holz in moderner Form mit Pellets (siehe Kasten).

WELCHE TECHNIK IST ZEITGEMÄSS?

Standard bei Öl- und Gasheizung ist heute die Niedertemperaturtechnik. Früher lief der Heizkessel das ganze Jahr über mit einer Vorlauftemperatur (Kesseltemperatur) von 70 bis 90 Grad und konnte dabei dem jahreszeitlich wechselnden Wärmebedarf nicht optimal angepasst werden. Es traten hohe Wärmeverluste auf, der Jahresnutzungsgrad solcher Anlagen lag bei nur etwa 64 Prozent. Ein Durchbruch in der Heizungstechnik gelang Anfang der 80er Jahre: Es wurden neue Heizkessel entwickelt, die von Konstruktion und Material her dafür geeignet sind, relativ kühles Wasser, etwa 35 bis 40 Grad warm, durch den Kessel zu leiten, ohne dass es zur Bildung von Kondenswasser und damit zu Korrosionsschäden kommt. Die moderne Regelelektronik schließlich macht es möglich, die Kesseltemperatur gleitend in Abhängigkeit zur Außentemperatur zu regeln. Dadurch erhöht sich der Jahresnutzungsgrad auf über 90 Prozent.

Noch effizienter als Niedrigtemperaturheizungen arbeiten Brennwertkessel. Wie beim Niedertemperaturkessel wird hier umlaufendes Wasser zum Heizen oder zur Warmwasserbereitung auf Vorrat im Speicher erwärmt. Zusätzlich wird jedoch auch die im Abgas gebundene Kondensationswärme zur Erzeugung von Heizwärme genutzt. Dazu sind Brennwertgeräte mit besonders großen Wärmetauschern für die Wärmeübertragung zwischen den Abgasen und dem Heizwasser ausgestattet. Im Gegensatz zum „Heizwert“ – der aus der Verbrennung frei werdenden Wärmemenge – versteht man unter „Brennwert“ die gesamte Wärmemenge aus Verbrennung und Verdampfungswärme. Mit der zusätzlichen Nutzung dieser Verdampfungswärme kann ein Wirkungsgrad von über 100 Prozent erreicht werden.

Die ideale Ergänzung einer energiesparenden Heizungsanlage im gut wärmegedämmten Haus ist eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Die saugt verbrauchte Raumluft ab, führt sie über einen Auslass im Dach nach außen ab, entzieht ihr aber vorher die Wärme und macht sie entweder für den Heizkreislauf oder aber für die Warmwasserbereitung wieder nutzbar. Frische, gefiltere Luft strömt über kleine Öffnungen in den Außenwänden nach. Was für viele, die lieber mit Hilfe offener Fenster lüften, kurios klingt, hat eine Menge Vorteile: Die Raumluft ist stets frisch, in den Räumen kann sich kein Schimmel bilden. Allergiker können aufatmen – und scharfe Rechner sich die Hände reiben. Wer nämlich im Neubau eine Lüftungsanlage installieren lässt, hat dank EnEV bei der Wärmedämmung niedrigere Auflagen zu erfüllen.

WIE KOMMT DIE WÄRME IN DEN RAUM?

Geeignet sind die modernen Heizsysteme für Radiator-, Wand-, Fußboden- und Luftheizungen. Wegen der niedrigeren Temperaturen sind eigentlich größere Oberflächen der Heizkörper nötig als bei den älteren Systemen. Bei Modernisierungen der Heizungsanlagen reichen aber dennoch meistens die alten Heizkörper aus, da in Altbauten die Heizkörper fast immer über Bedarf groß ausgelegt wurden. Vor allem für das Zusammenspiel mit der Brennwerttechnik eignen sich Flächenheizungen besonders gut. Da die wärmestrahlende Fläche sehr groß ist, kann die Vorlauftemperatur im Kessel besonders niedrig sein – wodurch die Kondensation befördert und ein hoher Nutzungsgrad erreicht wird. Dabei sind Flächenheizungen durchaus nicht nur für Bauherren interessant: Die Industrie hat Systeme entwickelt, die dank ihrer geringen Aufbauhöhe auch in Altbauten nachgerüstet werden können – für geringere Energiekosten und deutlich mehr Komfort!

DER SCHORNSTEIN -EIN SANIERUNGSFALL?

Was für Heizungstechnik und Umwelt ein entscheidender Fortschritt war – die Absenkung der Kesseltemperaturen auf bis zu 35 Grad -, kann einem übel mitspielen: dem Schornstein. Der muss nämlich jetzt verkraften, dass die Abgase an seinen Wänden kondensieren. Was bei alten Modellen über kurz oder lang zur Versottung führt. Deswegen geht eine Modernisierung der Heizung in aller Regel mit einer Sanierung des Schornsteins einher: In den gemauerten Schacht wird eine Abgasleitung aus Glas, Kunststoff, Edelstahl, Keramik oder Aluminium mit geringerem Querschnitt gesetzt.

Mit allen Kosten für Heizkessel, Temperaturregelung, Installation und Schornsteinsanierung ist eine Modernisierung der Heizungsanlage gewiss keine kleine Investition. Unter 4500 Euro wird sie kaum zu haben sein. Aber das Geld ist ausgezeichnet investiert: Bereits nach fünf bis sechs Jahren kann sich die Maßnahme amortisiert haben. Was dabei hilft: Zahlreiche Förderprogramme von Bund, Ländern und Gemeinden, die vor allem mit zins-güstigen Krediten den Schritt zur modernen Heizung erheblich erleichtern.

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