Wenn die Welpen im Frühjahr geboren werden, wiegen sie nur wenige hundert Gramm. Zuerst wachsen sie in der Höhle auf, später bleiben sie in der Kinderstube und werden dort von den älteren Wölfen gefüttert. Das bedeutet, dass die Rudelwölfe nach der Jagd immer zur Höhle und später zur Kinderstube zurückkehren müssen, um die Welpen mit Futter zu versorgen.
Dabei müssen die Wölfe immer weitere Wanderungen unternehmen, um Beute zu finden. Solange es noch genügend Jungwild gibt, klappt es mit der Versorgung der Welpen. Aber irgendwann wandern auch die Beutetiere in sicherere Gefilde und so gibt es bald im weiten Umkreis nichts mehr für die Wölfe zu jagen. Spätestens Anfang Herbst müssen sie ihr Sommerlager verlassen und wieder auf Wanderschaft gehen.
Dann müssen die Welpen groß genug sein, um dem Rudel zu folgen. Das bedeutet, dass sie schnell groß werden und bereits mit knapp einem halben Jahr nahezu ausgewachsen sein müssen. Sic brauchen darum viel Futter und die älteren Wölfe müssen nicht nur sich selbst versorgen, sondern auch die hungrigen Mäuler der Welpen stopfen.
Gelingt das nicht, sterben die schwächeren unter den Jungtieren und es bleiben nur wenige übrig. Doch selbst wenn alle Welpen am Leben bleiben, schafft es kein Rudel, mehr als einen Wurf pro Jahr großzuziehen.
So erklärt sich auch das Verhalten der Alpha-Wölfin, die dafür sorgt, dass ihre Welpen ohne Konkurrenz um Nahrung und Fürsorge aufgezogen werden. Selbst für ihre Rivalinnen, die jüngeren Weibchen, ist diese Geburtenbeschränkung biologisch sinnvoll, denn ihre Welpen hätten im Rudel kaum eine Uberlebenschance.
Geburtenregelung
Warum bekommt nur ein Weibchen im Rudel Junge? Die Antwort liegt bei den Welpen. Wenn sie im Frühjahr geboren werden, wiegen sie nur wenige hundert Gramm. Ein halbes Jahr später, wenn sie im Herbst die Kinderstube verlassen, müssen sie 15 bis 20 Kilo schwer sein, sonst können sie den Alten nicht folgen und müssen sterben.
Fünf oder sechs solche „Vielfraße“ groß zu bekommen, erfordert viel Jagdglück und Arbeit für das ganze Rudel. Manchmal schaffen die älteren Wölfe es nicht, genügend Futter herbeizubringen. Dann sterben die schwächeren unter den Welpen, und es bleiben nur wenige übrig. Aber auch wenn alle am Leben bleiben, schafft es kein Rudel, mehr als einen Wurf zu ernähren. Daher wäre es völlig widersinnig, viele Welpen zu gebären, die dann fast alle sterben müssen. Es ist viel sinnvoller, sich von vornherein auf einen Wurf zu beschränken, und diese Welpen dafür möglichst gut zu versorgen.
Das dient letztendlich auch dem Gleichgewicht der Natur. Denn es verhindert eine zu starke Vermehrung der Wölfe. Und das funktioniert folgerder-maßen: In Gebieten mit viel Wild, aber wenigen Wölfen sind die Wolfsrudel klein. Infolgedessen bekommen fast alle geschlechtsreifen Weibchen Junge, und die Wölfe vermehren sich schnell. Dadurch werden die Rudel größer. Als Folge davon leben bald mehrere geschlechts-reife Weibchen in jedem Rudel, von denen die meisten keine Jungen bekommen. Das ist „wölfische“ Geburtenregelung“.