Erst im Alter von zehn Tagen verändert sich das Verhalten der Welpen ein wenig. Sie sind jetzt schon doppelt so groß wie bei der Geburt und immer noch völlig schwarz. Wenn sie an einer Zitze saugen, stemmen sie ihre Vorderpfoten kräftig gegen die Bauchdecke der Mutter. Jetzt liegen sie auch manchmal für längere Zeit alle zusammen, ohne kalt zu werden, denn sie können nun ihre Körpertemperatur schon alleine halten. Das ist auch wichtig, denn die Mutter verlässt die Höhle immer häufiger und ruht sich irgendwo draußen von den Welpen aus. Noch geht sie selbst aber nicht auf die Jagd, sondern wird weiterhin von den anderen Wölfe mit versorgt.
Wenn diese nicht unterwegs sind, drängeln sie sich manchmal am Höhleneingang, horchen hinein, winseln und versuchen, auch hineinzukriechen. Dann haben sie wieder einmal die Rechnung ohne die Mutter gemacht. Sofort ist sie da und beißt jeden wütend ab, der weiter versuchen sollte, in die Nähe der Welpen zu gelangen. Es ist, als ob sie noch niemandem traut, selbst dem Vater nicht.
Wenn die Welpen knapp zwei Wochen alt sind, öffnen sich zum ersten
Mal ihre Augen. Der feine Strich im Kopffell weitet sich immer mehr und dann erkennt man ein noch recht trübes, hellblaues Auge. Vielleicht können die Welpen schon jetzt zwischen ganz hell und ganz dunkel unterscheiden, aber Figuren und Bewegungen können sie noch lange nicht erkennen. Auch ganz laute Geräusche können sie mit ihren kleinen Ohren wahrnehmen, aber noch keine normal lauten Töne.
Wieder ein paar Tage später beginnen die Welpen herumzukrabbeln. Sie kriechen in die Ecken und Winkel der Höhle, klettern über die Mutter, beißen sie auch mal, so fest wie sie ohne Zähne können, ins Ohr oder in den Schwanz. Und kullern durcheinander und klettern übereinander. Dann stellen sich die Ohren auf, zuerst das eine, dann, einen Tag später, das andere. Allmählich beginnen die kleinen „Würste“ wie richtige Wolfswelpen auszusehen – und sich wie solche zu verhalten. Kleine spitze Zähne brechen im Ober- und Unterkiefer durch. Damit können sie sich schon im Fell ihrer Geschwister festbeißen. Das Ergebnis ist ein lauter Aufschrei des Opfers und ein ebenso kräftiger Verteidigungsbiss. Immer häufiger kommt es jetzt zu kurzen Rangeleien zwischen ausgelassenen Spielen.