Gartenfreizeit -Teil Lebens – Teil 1

Gartenfreizeit -Teil Lebens

ln der Freizeitgestaltung nimmt die Betätigung im Garten einen sehr breiten Raum ein. Dieser Trend wird auch in den nächsten Jahren, vor allem in Großstädten, Städten und industriellen Ballungsgebieten, weiter anhalten.

Der Beginn der Kleingartenbewegung wurde durch das rasche Wachstum der Städte im 19. Jahrhundert ausgelöst. Infolge der Industrialisierung begann Mitte des vorigen Jahrhunderts eine gewaltige Abwanderung der ländlichen Bevölkerung in die Städte. Die mangelhaften Lebensbedingungen in licht- und luftarmen Hinterhäusern, in Kellerwohnungen und Mietskasernen machen den Wunsch nach einer selbstbewirtschafteten Gartenparzelle verständlich. Um den sozialen Nöten entgegenzuwirken, entstanden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sogenannte Armengärten. Im Jahre 1832 entstand aufgrund eines Gesuches an den Leipziger Stadtrat Dr. Seeburg in der Leipziger Ostvorstadt, dem sogenannten Johannistal, ein Garten, dem bald mehrere Gesuche für einen Garten folgten. See-burgs Plan war es, die Einrichtung von Gärten einheitlich und großzügig zu regeln. Der Stadtrat stimmte dem Plan Seeburgs zu. In kurzer Zeit entstanden 86 Gärten. Das waren die Vorläufer der Schrebergartenbewegung.

Der geistige Vater der Schreberver-einsbewegung war der Leipziger Arzt D.G. Schreber (1808-1861). Ihm ging es vor allem um die Anlage von Spiel-und Sportplätzen für die Jugend ebenso wie für Erwachsene. Der Schuldirektor E. J. Hauschild (1808-1868) setzte die Ideen Schrebers in die Tat um. Er gründete 1864 den ersten Schreberverein und legte 1865 in Leipzig den ersten „Schreberplatz“ an, einen Spielplatz. Der eigentliche Begründer der Schrebergärten war jedoch der Leipziger Lehrer Gesell. Er umgab einen Spielplatz mit Beeten für die Kinder, weil er sich in erzieherischer Hinsicht von der Gartenarbeit viel versprach. Seine Hoffnungen erfüllten sich aber nicht. So wurden 1869 die Kinderbeete zu Familienbeeten umgewandelt und schließlich zu Familiengärten. Im Jahre 1870 entstand in Leipzig die erste Schrebergartenanlage mit 326 Mitgliedern.

Zur gleichen Zeit wie die Schrebergartenbewegung in Leipzig begann in Berlin die Laubenkoloniebewegung. Von der Stadtverwaltung wurde an Generalpächter Gartenland verpachtet. Die Parzellen waren anfangs 300 bis 350 m2 groß. Das Generalpächterunwesen und Bodenspekulation hemmten jedoch die positive Entwicklung der Gärten. Rechtlosigkeit der Pächter gegenüber den Generalpächtern und fortschreitende Bebauung ermöglichten oft kurzfristige Kündigungen. Deshalb ließ das Interesse an einer Gartennutzung nach; die Kleingartenbewegung kam in Verruf. Der 1910 gegründete „Zentralverband der Arbeiter- und Schrebergartenvereine“ trat gegen das Generalpächterunwesen und die Bodenspekulation auf.

In Notzeiten, während des 1. Weltkrieges, in der Zeit der Wirtschaftskrisen und in den Inflationsjahren sowie während und nach dem zweiten Weltkrieg stieg zwar die genutzte Kleingartenfläche jeweils sprunghaft an, aber die Kleingartenkolonien waren nur mangelhaft organisiert.

In unserer Gesellschaft hat die Kleingartenbewegung, die Betätigung im Garten überhaupt, einen völlig anderen Sinn erhalten. Heute werden Gärten nicht mehr wegen materieller Not bewirtschaftet, sondern die Gartennutzung hat sich zu einem nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil des kulturellen Lebens entwickelt. Die Betätigung im Garten ist in unserem Lande für Millionen Werktätige zu einem echten Bedürfnis geworden. Durch die gärtnerische, züchterische und geistig-kulturelle Freizeitbetätigung finden Millionen interessierte Bürger Freude und Entspannung. Das trägt wesentlich zur Reproduktion der Arbeitskraft bei. Der Garten fördert aber auch das Gemeinschaftsleben innerhalb einer Gartensparte, er vermittelt das Gefühl der Geborgenheit und Ortsverbundenheit und schafft ein völlig neues Verhältnis von Mensch und Natur.

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