Das wissenschaftliche Menschenbild

Wellness ist untrennbar vereint mit den Ideen, die eben nicht dem Gedanken der Wellness entsprechen. Man kann nicht hingehen und eine Idee definieren ohne zu sagen, was sie eben nicht ist; bei vielen Ideen ist dies sogar die einzige Möglichkeit. Wellness beruht auf einem sehr menschlichen Bedürfnis, welches durch die naturwissenschaftlich und rationalistisch geprägte Welt … „Das wissenschaftliche Menschenbild“ weiterlesen

Wellness ist untrennbar vereint mit den Ideen, die eben nicht dem Gedanken der Wellness entsprechen. Man kann nicht hingehen und eine Idee definieren ohne zu sagen, was sie eben nicht ist; bei vielen Ideen ist dies sogar die einzige Möglichkeit.

Wellness beruht auf einem sehr menschlichen Bedürfnis, welches durch die naturwissenschaftlich und rationalistisch geprägte Welt heute immer weniger erfüllen kann: dem Bedürfnis, in seinem Leben einen Sinn zu sehen und sich selbst als Individuum dabei wichtig nehmen zu können.

Die wichtigste Grundlage für die meisten Wellnessideen ist natürlich der bereits erwähnte Dualismus. Wellness als ganzheitliches Konzept geht nicht von einem Menschenbild aus, welches durch körperlich bestimmte Funktionen geprägt ist.

Die moderne, wissenschaftliche Sichtweise geht zunehmend davon aus, dass das Bewusstsein des Menschen eine bestimmte, evolutionär wichtige Funktion des Menschen ist.

Im Gegensatz zum Tier, welches für sein Überleben kein Bewusstsein nach menschlichem Verständnis benötigt (welches geprägt ist durch Überlegungen, Situationseinschätzungen und geistigen Prozessen) hat der Mensch andere Funktionen in seinem Gehirn. Das Gehirn ist nach wissenschaftlicher Ansicht ein Organ, welches das menschliche Bewusstsein nach bestimmten Maßstäben konstruiert.

Schauen wir uns diese Ansicht für einen Moment an und lassen sie uns durch den Kopf gehen …

Wenn man einen Menschen fragt, was er ist, so wird er vielleicht die Antwort geben, er sei Arzt, Bäcker oder Hausfrau. Fragt man weiter, bekommt man bald die Antwort, dass der Beruf natürlich nicht das Sein bestimmt, sondern nur eine wichtige äußere Notwendigkeit sei.

Doch was ist der Mensch dann? Ist er 1,84 groß, 77 Kilogramm schwer, schwarzhaarig und Deutscher? Oder ist er Frank Müller, der Sohn seiner Eltern?

Die Antwort nach der Besonderheit des menschlichen Seins ist natürlich nicht durch solche Äußerlichkeiten zu beantworten. Viele Menschen werden, wenn man ihnen die Frage immer weitergehend stellt, zu der Ansicht gelangen, dass sie nicht ihr Beruf, nicht ihr Name und auch nicht ihr Körper sind – worauf man diese Ansichten reduzieren kann ist allerdings die Tatsache, dass die meisten Menschen dennoch der Überzeugung sind, dass sie die Person sind, die in ihrem Kopf denkt. Ich bin der, der in meinem Körper lebt, so kann man diese Ansicht vielleicht beschreiben.

Das Bedürfnis, sich selbst zu verstehen und definieren zu können ist urmenschlich. Man möchte wissen, was einen ausmacht, was einen von anderen Menschen unterscheidet und wodurch man einzigartig und besonders ist – das wissenschaftliche Bild des Menschen kann dieses Bedürfnis zunehmend nicht mehr befriedigen.

Erinnern wir uns an die wissenschaftliche Sichtweise des menschlichen Bewusstseins: das Bewusstsein ist eine Funktion des menschlichen Gehirns. Weil eine evolutionäre Notwendigkeit besteht, die Welt auf eine bestimmte Weise wahrzunehmen und mit mentalen Prozessen zu verarbeiten, geschieht dies innerhalb des menschlichen Gehirns auf diese Art und Weise – woraus der Schluss folgt, dass jene Individualität, die wir im Alltag natürlich empfinden, nur auf bestimmten notwendigerweise erzeugten Bewusstseinszuständen des Gehirns beruht. Dem menschlichen Bedürfnis, sich als Individuum zu empfinden wird durch diese Sichtweise der Boden abgegraben – wenn das, was ich als mein Ich empfinde, nur eine Funktion meines Gehirns ist, was bin ich dann? Mein Gehirn?